Die EU forciert den Ausbau der Offshore-Windenergie. Deutschland muss die Brüsseler Vorgaben in nationales Recht umsetzen.
Von Volker Kühn
Wer in Deutschland Offshore-Windparks bauen will, muss viel Geld mitbringen. Der Staat vergibt die Bauflächen auf See nach einem Verfahren, bei dem in der Regel derjenige den Zuschlag erhält, der die höchste Summe zahlt. 2023 kamen so gut 13 Milliarden Euro zusammen – ein derart hoher Betrag, dass in der Branche von einem „Blutbad“ die Rede war.
In Zeiten knapper Kassen dürfte dem Staat der Geldregen gelegen kommen. Der Industrie hingegen bereitet das Verfahren Bauchschmerzen. Es verteuere den Strom unnötig, weil die Windparkbetreiber die Summen über den Strompreis wieder einspielen müssten, heißt es. Auch die Zulieferer litten unter dem Kostendruck. Letztlich sei der Offshore-Wind-Ausbau insgesamt gefährdet.
Mit Spannung blickt die Branche daher derzeit nach Brüssel, wo der Rahmen für die Offshore-Windenergie in den Mitgliedsstaaten neu gesteckt wird. „Es bricht eine Welle der europäischen Regulierung über uns herein“, sagt Felix Fischer von der Energierechtskanzlei Chatham Partners.
Er und seine Kollegen haben sich angeschaut, was die EU-Pläne für Deutschland bedeuten. Oder besser gesagt: was sie bedeuten könnten. Denn die EU lässt den Mitgliedsstaaten einigen Freiraum, wie sie die Schritte in nationales Recht umsetzen, die Brüssel im Rahmen des European Green Deal beschlossen hat. Manches in den Vorgaben wie der Erneuerbare-Energien-Richtlinie RED III oder dem Windkraft-Aktionsplan ist zudem Interpretationssache, wie in einer Diskussionsrunde von Chatham Partners und dem Bundesverband der Windparkbetreiber Offshore (BWO) am Donnerstag deutlich wurde.