Wärmebildkameras zeigen Schwachstellen in der Dämmung von Hausfassaden. Der Großteil des Energieverbrauchs entfällt auf das Heizen.
Von Julia Graven
Auf dem Schreibtisch von Energieberater Volker Lang stapelt sich das Papier. Daneben liegen Messgeräte, Ladekabel und Mehrfachsteckdosen. Zum Aufräumen kommt der Münchner nicht, er schafft es kaum, seine E-Mails zu beantworten. Neuanfragen beantwortet er mit einer Standardabsage: Sorry, 2022 bin ich komplett ausgebucht. „Für viele Menschen ist dieser Krieg ein richtiger Weckruf“, sagt Lang. Sie überlegen, wie sie unabhängiger von fossilen Brennstoffen werden können. Während noch vor ein paar Monaten kaum jemand erklären konnte, was eine Wärmepumpe ist, rennen ihm jetzt Hausbesitzer die Bude ein, um sich über Alternativen zur Öl- oder Gasheizung zu informieren.
Dabei muss es nicht gleich auf eine Komplettsanierung der eigenen vier Wände hinauslaufen. Auch ohne Investitionen in Dreifachverglasung, gedämmte Decken oder eine neue Heizung lässt sich etwas bewegen. Mit dem sparsamen Verbrauch von Öl, Gas und Kohle kann jeder seiner Hilflosigkeit angesichts der Gewalt in der Ukraine etwas entgegensetzen. Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck sagt: „Wenn man Putin ein bisschen schaden will, dann spart man Energie.“
Noch ist das ein freiwilliger Schritt, doch schon bald könnte er zur Notwendigkeit werden – falls Russland die Erdgaslieferungen stoppt oder sich Deutschland doch noch für ein Embargo entscheidet. Die erste Stufe des „Notfallplans Gas“ hat Habecks Ministerium gestern ausgerufen. „Energiesparen ist zum Gebot der nationalen Sicherheit geworden“, sagt Christian Noll, Chef der Energieeffizienz-Initiative Deneff, im Gespräch mit EnergieWinde. Starke Worte – der Zusammenschluss von 180 deutschen Unternehmen war bisher nicht durch eine sonderlich martialische Haltung aufgefallen.