Von Daniel Hautmann
Wann und wo genau sich das erste Windrad der Menschheit drehte, ist nicht überliefert. Es gilt aber als sicher, dass die Perser schon vor über 2000 Jahren die Kraft des Windes nutzten. Ihre kleinen Anlagen bestanden vermutlich aus kaum mehr als Holz und Stoff. Heutige Turbinen hingegen sind computergesteuerte Riesenmaschinen aus Hightech-Materialien.
Die Evolution der Windkraft war so erfolgreich, dass sich inzwischen in aller Welt die Räder drehen. Doch bis dahin war es ein weiter Weg – einer, bei dem es darum ging, die Grenzen des Machbaren zu erweitern, neue Technologien zu entwickeln, bessere Materialien zu finden und mehr Leistung aus den Anlagen herauszuholen.
Der Reihe nach. Jeder kennt die alten Gemälde von holländischen Windmühlen. Zu Tausenden drehten sich ihre Flügel, um das Land zu entwässern, um Körner zu zerkleinern oder andere mechanische Arbeit zu verrichten. Die Windkraft spielte eine elementare Rolle im Leben der Menschen – sie nahm ihnen harte Arbeit ab. Drehten sich die persischen Mühlen noch in der Vertikalen, so holten die Niederländer sie in die Horizontale. Und mehr als das: „Diese Anlagen hatten fast alles, was moderne Maschinen haben, bis auf den Generator”, sagt Alois Schaffarczyk, Fachmann für Windturbinenaerodynamik an der Fachhochschule Kiel. Doch dann wurde es still um die Windfänger. Sie wurden verdrängt – erst von der Dampfmaschine, später vom Verbrennungsmotor.
Von der Öffentlichkeit fast unbemerkt tauchte die Windkraft allerdings fast zeitgleich mit der Erfindung des Ottomotors Ende des 19. Jahrhunderts wieder auf. Es war die Zeit des elektrischen Stroms, erste Glühbirnen eroberten die Straßen, der Magnetismus beschäftigte die Wissenschaft. Der schottische Erfinder James Blyth gilt als einer der ersten, die Elektrizität mittels Windkraft erzeugten. Im Juli 1887 soll erstmals Strom geflossen sein. Blyth speiste damit Blei-Akkumulatoren – so saß er abends nicht im Dunkeln und konnte bis spät in die Nacht arbeiten. Insgesamt zehn 25-Volt-Glühlampen leuchteten bei „moderater Brise“ auf, schrieb der Erfinder.