Oleksij Olijnik betreibt in der westukrainischen Stadt Burschtyn eine IT-Firma und ein Unternehmen zur Installation von PV- und Wasserstoffanlagen. Vor dem Krieg engagierte er sich gegen das örtliche Kohlekraftwerk (im Bildhintergrund), das zu den schmutzigsten in ganz Europa zählt. EnergieWinde hat den 41-Jährigen im Herbst besucht und von seinem Einsatz berichtet. Jetzt erreichen wir Olijnik am Telefon.
Herr Olijnik, seit dem 24. Februar führt Russland gegen Ihr Land einen Angriffskrieg. Wie hat sich das Leben in Ihrer Stadt verändert?
Oleksij Olijnik: Anfang März haben die Russen unsere Region Iwano-Frankiwsk mit Raketen beschossen. Damals bombardierten sie den Militärflughafen. Aber wir befinden uns nicht im Zentrum der jetzigen Kämpfe. Die Situation ist im Moment ruhig und überhaupt nicht mit der in Mariupol oder Charkiw zu vergleichen. Die Einheimischen versuchen, ihrem Leben nachzugehen, soweit das möglich ist.
Ist das möglich?
Olijnik: Im Moment ja. Die großen Veränderungen haben mit den vielen Neuankömmlingen zu tun. In unsere kleine Stadt Burschtyn kommen täglich Geflüchtete aus den östlichen Landesteilen. Manche von ihnen ziehen zu Verwandten oder suchen sich eine Wohnung, andere reisen nach einigen Tagen weiter nach Österreich oder Polen. Aber ich fürchte, die Russen werden irgendwann auch uns angreifen. Niemand ist in Sicherheit.
Wie ist die Situation für Sie persönlich?
Olijnik: Ich arbeite viel mehr als vorher (lacht). Ich helfe der Armee beim Transport von Essen oder Waffen. Ich organisiere Touren oder fahre selbst mit meinem Kleinbus. Leider ist unser Militär nicht in allen Bereichen so professionell, wie das sein sollte, und so muss die Zivilbevölkerung einige Aufgaben übernehmen. Daneben haben sich die Aufträge meiner Firma vervielfacht, die Kunden rufen mehrmals täglich an.
Sie installieren Notstromaggregate und Fotovoltaikanlagen. Warum sind die jetzt so gefragt?
Olijnik: Die Unternehmen haben Angst, dass der Strom ausfällt, und wollen sich absichern. Bislang gibt es keine Störungen, die Versorgung läuft normal. Die Regierung hat zudem die Preise für Strom und Gas auf dem Vorkriegsniveau fixiert. Nur für Unternehmen sind die Energiekosten seit dem Krieg um etwa zehn Prozent gestiegen. Aber das wird sich kaum halten lassen. Viele gehen davon aus, dass es bald zu einer Energiekrise kommt, ich auch.
Warum?
Olijnik: Wenn unsere Kraftwerke zerstört werden oder der Nachschub fehlt, steht alles still. Im Moment kommt die Kohle aus Australien, auch aus den USA. Doch wie lange lassen sich die Lieferketten aufrechterhalten und wie lange reichen die Vorräte in den Lagern?