Schon in seiner Kindheit nahe Harrisburg, Pennsylvania, ist Zachary Labe fasziniert vom Wetter. Besonders Gewitter und Schneestürme haben es ihm angetan. Wenn sich die anderen ins Warme verkriechen, bleibt er draußen, um die Urgewalt der Elemente zu erleben. Nach der Schule will Labe zunächst Meteorologe werden und studiert Atmosphärenwissenschaften. Dann wendet er sich dem Klimawandel zu. Er will wissen, wie die Erderwärmung das Wetter an der US-Ostküste beeinflusst, das ihn als Kind so fasziniert hat.
Statt Meteorologie wählt er die Klimawissenschaft. Im Juni 2020 schließt Labe an der University of California seine Dissertation ab. Sie beschäftigt sich mit den Auswirkungen klimatischer Veränderungen in der Arktis auf das Wetter in südlicheren Breitengraden. Seit vergangenem Jahr forscht der 28-Jährige am Department of Atmospheric Science der Colorado State University.
Labe postet auf Twitter regelmäßig selbst gestaltete Klimagrafiken und erreicht damit mehr als 40.000 Follower. Sein Ziel ist es, für ein besseres Verständnis von den Vorgängen in der Arktis zu sorgen. Quasi nebenbei ist er so zu einem Experten für Wissenschaftskommunikation geworden. Er hat sich tief in die Frage eingearbeitet, wie Datensätze visualisiert werden müssen, damit auch komplexe Zusammenhänge für Laien verständlich werden.
Mr. Labe, die Arktis ist sehr weit weg. Warum sollten wir uns dafür interessieren, was dort vor sich geht?
Zachary Labe: Zum einen kann man sich die Arktis als Kühlschrank der Erde vorstellen. Die weiße Oberfläche des Eises reflektiert im Sommer eine Menge Sonnenlicht und mindert damit die Hitze. Verschwindet diese weiße Oberfläche, ist da der dunkle Ozean, der die Hitze aufnimmt. Und das beschleunigt den Klimawandel, der alle betrifft. Zum anderen ...
... wirkt sich der Klimawandel schon heute massiv auf die Menschen in der Arktis aus. Ein Beispiel ist das Beringmeer zwischen Alaska und Russland. 2018 formte sich dort überhaupt kein Eis. Im Jahr zuvor war das Gebiet noch von Eis überzogen. Das ist deshalb dramatisch, weil das Eis als Landebahn für die Menschen am Beringmeer dient: Es ist der einzige Weg, um im Winter Vorräte zu ihnen zu bringen. Mit dem Eis gehen wichtige Transport- und Jagdwege verloren.