Arktis-Expedition Mosaic

  • Search05.02.2020

Reise zum Mittelpunkt des Klimas

Es ist die größte Expedition ihrer Art: Ein Jahr lang driftet der deutsche Eisbrecher „Polarstern“ festgefroren im Eis durch die Zentralarktis. Unsere Fotostrecke zeigt, wie die Crew aus 20 Nationen den Klimawandel erforscht – inklusive unerwarteter Begegnungen mit Eisbären.

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    Mosaic-Expedition: Im September 2019 nimmt der Forschungseisbrecher Polarstern Kurs auf den russischen Sektor der Arktis.

    Nie gab es eine größere Expedition ins Nordpolarmeer: Ein ganzes Jahr wird die „Polarstern“ am Ende in der Arktis verbracht haben. Im September 2019 ist der Eisbrecher des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) im norwegischen Tromsø aufgebrochen. Das Foto zeigt ihn auf dem Weg in den russischen Sektor der Arktis. Als die Crew dort Anfang Oktober ...

    Mosaic-Expedition: Im Oktober 2019 lässt sich die Polarstern im Nordpolarmeer festfrieren, um ein Jahr lang mit der natürlichen Drift durch die Arktis zu reisen.

    … eine Eisscholle mit der nötigen Größe findet, lässt sie das Schiff einfrieren. Von nun an bestimmt nicht mehr der Kapitän den Kurs, sondern die natürliche Drift des Eises. Läuft alles wie geplant, reist die „Polarstern“ gut zwölf Monate mit ihrer Scholle durch das Polarmeer, bevor sie im Herbst bei Spitzbergen aus dem Eis herausgebrochen wird. In dieser Zeit ...

    Mosaic-Expedition: Die Polarstern ist an einer gewaltigen Eisscholle festgefroren. Mit ihr wird das Schiff ein Jahr lang durchs Eis reisen.

    … werden die Forscher eine nie dagewesene Fülle an Daten zusammentragen. Auf gewöhnlichem Weg ist die Zentralarktis im Winterhalbjahr selbst für so starke Eisbrecher wie die „Polarstern“ nicht zu erreichen. Deshalb fehlen genaue Erkenntnisse über die Klimaveränderungen in dieser Region. Diese Forschungslücke wollen die Wissenschaftler …

    … auf ihrer Expedition mit dem Namen Mosaic füllen. Das Akronym steht für „Multidisciplinary drifting Observatory for the Study of Arctic Climate“. Daran beteiligt sind 600 Menschen aus mehr als 80 Forschungsinstitutionen in 20 Ländern. Die Wissenschaftler arbeiten versetzt für jeweils mehrere Monate vor Ort. Unterstützung erhält die „Polarstern“ ...

    ... durch zwei russische, einen schwedischen und einen chinesischen Forschungseisbrecher, die zu Versorgungszwecken an das eingefrorene Schiff heranfahren, solang die Eisdicke dies zulässt. Auch Helikopter und Flugzeuge sind im Einsatz; für Letztere wird sogar eine Landebahn auf dem Eis gebaut. Das Foto zeigt die „Akademik Fedorov“, einen der beiden ...

    ... russischen Eisbrecher, auf dem Kapitän Sergei Sidorov das Kommando führt. Das Team auf seinem Schiff hat im Oktober ein System aus Bojen und Messstationen in einem Umkreis von bis zu 50 Kilometer um die „Polarstern“ herum errichtet. Damit ist ein erster Meilenstein der Expedition erreicht. Ein zweiter besteht im Aufbau ...

    … des zentralen Forschungscamps auf dem Eis. Da in diesen Breitengraden in der zweiten Oktoberhälfte die Polarnacht anbricht, während der es ein halbes Jahr lang dunkel bleibt, müssen die Arbeiten schnell vorangehen. Alle Messstationen sollen rechtzeitig einsatzbereit sein. Die Eisdecke, auf der die Wissenschaftler dabei arbeiten, ...

    … ist zu dieser Zeit rund 1,5 Meter dick. Dass darunter der bis zu 5600 Meter tiefe Arktische Ozean liegt, ist eine Vorstellung, die man sich während der Arbeit lieber nicht bewusst macht. Das Eis ist ständig in Bewegung, im Schnitt legt die „Polarstern“ mit ihrer Scholle rund sieben Kilometer am Tag zurück. Es ist nicht das erste Mal, dass ein Schiff ...

    ... durch die Arktis driftet. Schon Ende des 19. Jahrhunderts hat der Polarforscher Fridtjof Nansen mit seinem hölzernen Schiff „Fram“ gezeigt, dass es möglich ist, auf diese Weise durch das Eis zu reisen. Doch während der Norweger damals nur rudimentäre Messungen vornehmen konnte, sind die Mosaic-Wissenschaftler bestens ausgerüstet. Sie verfügen ...

    … unter anderem über Tauchroboter, im Fachjargon Remotely Operated Vehicles (ROV) genannt. Zu Wasser gelassen werden sie durch ein Loch im Eis. Darüber steht ein Zelt mit dem leicht ironischen Namen „ROV City“. Geplant sind Messungen in bis zu 4000 Metern Tiefe. Dass die Forscher in der so verlassen wirkenden Arktis nicht allein sind ...

    … wird ihnen in Situationen wie dieser bewusst: Ein Eisbär hat die Ausrüstung entdeckt und unterzieht sie im Scheinwerferkegel der „Polarstern“ einer genaueren Inspektion. Da sich zu dieser Zeit kein Forscher in der Nähe befindet, besteht keine Gefahr. Doch solche Begegnungen können immer wieder vorkommen. Deswegen ...

    … werden stets mehrere Personen als Eisbärenwache eingeteilt, wenn die Forscher das Schiff für ihre Arbeit verlassen. Um die Bären, hier eine Mutter mit ihrem Jungen, nicht zu gefährden, werden unter anderem Leuchtraketen eingesetzt – sie vertreiben die Tiere in der Regel recht zuverlässig. Leiter der Mosaic-Expedition ist der deutsche ...

    … Klimaforscher Markus Rex (Mitte), der die Abteilung Atmosphärenphysik des AWI führt und Professor an der Uni Potsdam ist. „Die Arktis ist das Epizentrum der globalen Erwärmung“, sagt Rex. „Gleichzeitig verstehen wir diese Region bisher kaum.“ Deswegen sei es so wichtig, die komplexen Zusammenhänge tiefer zu erforschen. Dazu setzen ....

    ... die Wissenschaftler an Bord verschiedene Schwerpunkte. Sie untersuchen Veränderungen in der Atmosphäre, auf dem Eis, im Ozean und in den Ökosystemen. Ziel ist es, den Einfluss der Arktis auf das weltweite Klima besser zu verstehen. Schließlich erwärmt sich keine andere Region der Erde schneller. An Bord der „Polarstern“ ...

    … befinden sich nicht nur sensible wissenschaftliche Forschungsgeräte, sondern auch rustikale Werkzeuge wie etwa Schweißgeräte – nur so lässt sich die Ausrüstung in Schuss halten. Aber natürlich besteht das Leben auf dem Schiff nicht allein aus Arbeit. Zwischendurch bleibt auch mal Zeit, die Atmosphäre dieser einzigartigen Umwelt ...

    … auf sich wirken zu lassen. Dieses Bild zeigt einen der letzten Sonnenuntergänge im Oktober vor dem Beginn der Polarnacht. Und auch, wenn ein Forschungseisbrecher natürlich nicht den Komfort eines Kreuzfahrtschiffs bietet – einige Annehmlichkeiten gibt es dann doch, etwa eine Bibliothek. Besonders beliebt ...

    … sollen zudem die Grillabende sein, zu denen der Chefkoch bei besonderen Anlässen wie dem Bergfest einlädt. Ab und an wird auch in der schiffseigenen Bar ausgeschenkt. Und zu Weihnachten haben sie einen Baum auf der „Polarstern“ aufgestellt. Aus Plastik zwar, aber immerhin.

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