Die SBTi stellt strenge Forderungen an die Konzerne. „Ziel ist es, Unternehmen in der ganzen Welt zu bewegen, ihre Emissionen vor 2030 zu halbieren und vor 2050 eine Netto-Null-Emission zu erreichen“, sagt ein Sprecher der Initiative. Der Netto-Null-Standard der SBTi sieht vor, die Treibhausgasemissionen um mindestens 90 Prozent zu senken und die dann noch verbleibenden zehn Prozent dauerhaft zu neutralisieren. Damit unterscheidet sich das Verfahren stark von denen anderer Anbieter, die oft eine viel umfassendere Kompensation zulassen – zum Beispiel durch den Kauf von CO2-Zertifikaten oder die Finanzierung von Regenwaldprojekten.
Die Initiative arbeitet mit einem etablierten Tool: dem Greenhouse Gas Protocol
Wer bei der SBTi mitmachen will, muss einen mehrstufigen Aufnahmeprozess durchlaufen, der auf der Website der Initiative beginnt. Dort können die Unternehmen Ziele zur Verminderung ihrer Emissionen festlegen. Sie dürfen dabei zwischen mehreren Ansätzen wählen. Denn jede Branche arbeitet anders. Versicherungen, Stahlhersteller oder Lebensmittelkonzerne betreiben völlig unterschiedliche Geschäftsmodelle. Eine Verminderung ihrer Emissionen muss auf unterschiedlichen Wegen erfolgen.
Die Grundlagen für die Berechnungsmethoden der SBTi ergeben sich aus zahlreichen Standards, zum Beispiel dem Greenhouse Gas Protocol, einer Berechnungsmethode, die private Organisationen in den Neunzigerjahren entwickelt haben. Das Dokument gilt als die am weitesten verbreitete Norm zum Erstellen von Treibhausgasbilanzen. Die SBTi entwickelt ihre Methodik ständig weiter und passt sie den neuesten Erkenntnissen des Weltklimarats (IPCC) an.
Sobald sich ein Unternehmen zur Teilnahme eingeschrieben hat, tickt die Uhr. Spätestens zwei Jahre später müssen die Ziele exakt ausgearbeitet und mit Informationen unterfüttert sein. Fachleute des SBTi werten die Angaben aus und bestätigen sie. Rund 100 Personen arbeiten derzeit um die Welt verteilt für die Initiative.
Vor-Ort-Kontrollen gibt es nicht. Die SBTi verlangt stattdessen regelmäßig Daten
In den Folgejahren prüfen sie, ob die angegebenen Meilensteine erreicht wurden. Allerdings nur vom Schreibtisch aus. Vor-Ort-Kontrollen finden nicht statt. Unternehmen, die ihre Ziele nicht erreichen, können das Siegel verlieren. Neben den reinen Reduktionszielen müssen sie eine effektive Managementkultur (Governance) auf Vorstandsebene sicherstellen und die Vergütung der Führungskräfte an die festgelegten Meilensteine koppeln.
Greenwashing soll auf diese Weise möglichst ausgeschlossen werden. So haben die von der SBTi validierten Unternehmen immer wieder große Mengen an Daten vorzulegen. „Das geht weit über das hinaus, was sie sonst in ihren Berichten veröffentlichen“, sagt der Sprecher.
Die SBTi räumt allerdings auch ein, dass eine perfekte Berechnung der Emissionen problematisch ist. Das liegt vor allem daran, dass sich die sogenannten Scope-3-Emissionen eines Unternehmens selten genau erfassen lassen. Darunter fallen Emissionen, die in der vorgelagerten Lieferkette entstehen sowie bei Kunden, die Produkte des Unternehmens nutzen. Sie machen oft den größten Teil des Treibhausgasausstoßes aus. Die SBTi sei deshalb dabei, ihre Richtlinien in Bezug auf diese Art von Emissionen kontinuierlich zu ergänzen, sagt der Sprecher. „Die Welt wird den Klimawandel nicht unter Kontrolle bekommen, wenn sie das Problem der Scope-3-Emissionen nicht angeht.“