Als Markus Zanier vor gut fünf Jahren beginnt, die erste Klimabilanz zusammenzustellen, ist er überrascht, wie groß der Aufwand für das Sammeln der Daten in den verschiedenen Scopes ist. Eine Mitarbeiterin ist ein ganzes Jahr wie eine CO2-Detektivin damit beschäftigt, die Anfahrtswege der Belegschaft oder den Strommix in der Produktion zu erfassen und Partnerfirmen in aller Welt abzutelefonieren, um ihre Emissionen zu ermitteln. Nicht alle Zulieferer und Dienstleister reagieren verständnisvoll. Aber das sei ganz normal, wenn man Dinge verändert, sagt Zanier.
Nachdem die Daten vorliegen, folgt Schritt zwei: die gezielte Reduktion der Emissionen. Mit 479 Tonnen CO2 fallen sie bei Zanier noch vergleichsweise klein aus. Das Unternehmen produziert rund 500.000 Paar Handschuhe pro Jahr, verfügt allerdings nicht über eigene Werke, sondern lässt bei Partnern fertigen. Deren CO2-Ausstoß wird Zanier nur anteilig angerechnet. Auch der Ausstoß in der Zentrale in Innsbruck ist überschaubar. Global tätige Sportartikel- oder Outdoor-Marken kommen schnell auf mehrere Zehntausend Tonnen pro Jahr. Aber auch die 479 Tonnen von Zanier-Sport wollen erst einmal abgetragen werden.
„Wir sind jedes einzelne Material durchgegangen, mit dem wir arbeiten“, sagt Markus Zanier. Manchmal führt das zu unangenehmen Erkenntnissen. Leder zum Beispiel ist zwar ein Naturprodukt, hat aber einen größeren Fußabdruck als viele synthetische Materialien. Zanier fährt deshalb den Lederanteil zurück, wenn auch gerade Sportler oft nicht darauf verzichten wollen. Auch an vielen anderen Stellschrauben setzt die Firma an. Der Fuhrpark etwa wird elektrifiziert, auf Dienstreisen nehmen die Mitarbeiter möglichst die Bahn. Ziel ist es, laufend neues Potenzial für Vermeidung und Reduktion von CO2 zu finden.
Statt den Ausstoß exakt zu erfassen, arbeiten manche mit Durchschnittswerten
Nicht alle Unternehmen machen sich die Mühe, ihre Daten so detailliert zu errechnen. Oft ist das auch gar nicht möglich. Stattdessen arbeiten viele mit einem ausgabenbasierten Ansatz. Statt etwa zu ermitteln, wie viel CO2 bei einer konkret eingekauften Tonne Stahl frei wurde, nehmen sie einen Durchschnittswert auf Basis des Preises: X Euro Kosten gleich y Tonnen CO2.
Das hat zwar den Vorteil, dass die Ausgaben in der Finanzabteilung leicht verfügbar sind, aber auch einen gravierenden Nachteil: Der Stahlpreis schwankt. Das kann dazu führen, dass der CO2-Ausstoß in der Bilanz eines Unternehmens steigt, obwohl es weniger Stahl einsetzt – einfach deshalb, weil der Stahlpreis überproportional gestiegen ist.