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„Klimaschutz liegt in Ihrer Hand“: Mit dieser Kampagne warb der Umweltminister Jürgen Trittin 2004 dafür, Energie zu sparen. Wenn es nur so einfach wäre.
Von Volker Kühn
Wenn jeder seinen Teil beisteuert, ist eine Aufgabe schneller erledigt, das lernen schon Kindergartenkinder. Es ist ein Appell an den Gemeinsinn und die individuelle Verantwortung zugleich. Jeder bringt seine Spielsachen zurück in den Schrank, und schon ist der Kindergarten aufgeräumt.
Auch die Politik bedient sich dieses Appells. Kampagnen für einen verantwortungsvollen Umgang mit unseren Mitmenschen, öffentlichen Gütern oder der Natur finden sich überall:
- Wir sind aufgerufen, Wertstoffe zum Recyclinghof zu bringen, damit die Umwelt sauber bleibt und uns die Rohstoffe nicht ausgehen.
- Wir sollen Gas sparen, damit Deutschlands Speicher nicht leerlaufen.
- Wir werden an Vorsorgeuntersuchungen erinnert, damit es uns gut geht – das auch –, aber nicht zuletzt, um die Kosten im Gesundheitswesen nicht vollends ausufern zu lassen.
Der Klassiker ist das Schild an öffentlichen Toiletten: „Bitte hinterlassen Sie diesen Raum so, wie Sie ihn selbst vorzufinden wünschen.“
Manchmal gibt es Belohnungen dafür, Rabatte bei der Krankenkasse etwa, oft bleibt es beim Appell an Nächstenliebe oder Bürgersinn. Dagegen ist im Prinzip nichts einzuwenden.
Ausgerechnet BP macht den CO2-Rechner populär. Wohl nicht zufällig
Allerdings lassen sich solche Appelle auch missbrauchen. Sie können ein Instrument sein, um davon abzulenken, wer wirklich die Verantwortung für eine Aufgabe trägt. Ein Beispiel dafür ist das Konzept des ökologischen Fußabdrucks. Erfunden haben es der Schweizer Nachhaltigkeitsforscher Matthis Wackernagel und der kanadische Ökologe William Rees in den Neunzigern. Sie wollten verdeutlichen, dass der Mensch über seine Verhältnisse lebt. Jahr für Jahr verbraucht er mehr natürliche Ressourcen, als sich im selben Zeitraum regenerieren können. Das Wissen um ihren ökologischen Fußabdruck sollte die Menschen zu einem verantwortungsvolleren Umgang mit dem Planeten anhalten.
Bekannt gemacht hat das Konzept allerdings ausgerechnet ein Konzern, dem man mit ökologischem Bewusstsein eher nicht in Verbindung bringt: der Mineralölkonzern BP, bekannt für Ölkatastrophen wie die Explosion der Bohrplattform Deepwater Horizon im Golf von Mexiko.