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Hawil Magarati auf einem Offshore-Windrad in der Nordsee: Der gebürtige Nepalese geht in sein letztes Ausbildungsjahr.
Von Kathinka Burkhardt
Das Windrad, auf dessen Plattform Hawil Magarati in Klettermontur steht, ragt hoch aus dem Meer. Tief unten rauschen die Wellen, der Wind pfeift ihm um die Ohren. Höhenangst kennt der 31-jährige Azubi nicht: Magarati stammt aus Nepal, schon in jungen Jahren begleitete er Bergsteiger als Sherpa auf Himalaya-Gipfel. „Das Meer ist natürlich ganz anders, riecht und fühlt sich anders an als die Berge. Aber mir gefallen die Arbeit draußen und das Hoch- und Runterklettern“, sagt er.
Magarati ist einer von 13 Auszubildenden, die 2023 die Ausbildung zum Elektriker Betriebstechnik im Bereich erneuerbare Energien in Emden begonnen haben. Sie bilden den ersten Jahrgang der Initiative IntoGreenFuture. Ins Leben gerufen wurde sie von den Unternehmen Statkraft, Northland Power, Omexom und Ørsted. (Transparenzhinweis: Ørsted finanziert auch das journalistische Angebot von EnergieWinde.) Die Unternehmen ermöglichen den Auszubildenden Einblicke in ihre jeweiligen Felder in der On- und Offshore-Windenergie sowie der Biomasse. Mehr Vielfalt bei einer Ausbildung im Energiesektor geht kaum.
Die Offshore-Wind-Branche sucht Nachwuchs. Viele Azubi-Plätze bleiben frei
Damit hat sich IntoGreenFuture zum Vorzeigeprojekt im Kampf gegen den Fachkräftemangel entwickelt. Denn der belastet die Energiebranche schwer. Bis 2030 werden zusätzlich zu den aktuell 200.000 Beschäftigten bis zu 300.000 Fachkräfte in der Wind- und Solarindustrie benötigt, prognostiziert eine Studie des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK). In der Offshore-Windenergie soll 2024 die Hälfte aller Ausbildungsplätze unbesetzt geblieben sein, heißt es in der IG Metall.
Das dürfte nicht zuletzt dem Auf und Ab der Branche in der Vergangenheit geschuldet sein, mit wirtschaftlichen Einbrüchen und Entlassungen. Zudem zählen Städte wie Emden, Wilhelmshaven oder Leer nicht zu den beliebtesten Standorten bei jungen Menschen, die einen Job suchen. Umso wichtiger ist es, den Nachwuchs für die Branche zu begeistern. Denn wenn die grüne Transformation der Stromerzeugung stockt, bleibt sie auch in anderen Branchen aus, die auf den sauberen Strom angewiesen sind.