Kein Land der Welt produziert mehr Stahl als China – und fast nirgends sind die CO2-Emissionen dabei so hoch wie hier.
Von Jörn Petring, Peking
In der südchinesischen Metropole Zhanjiang ragt eine futuristische Industrieanlage in den Himmel: ein riesiges, leuchtend blaues Gerüst, das an einen Weltraumbahnhof erinnert. Umgeben ist es von einem komplexen Labyrinth aus Rohren, Treppen und Förderbändern. So sieht Chinas Vision einer grünen Stahlproduktion aus. Seit Ende Dezember produziert Baowu Steel, der größte Stahlkonzern der Welt, hier testweise grünen Stahl.
Genauer gesagt handelt es sich um eine Direktreduktionsanlage. Statt Kohle wird darin ein Gemisch aus Erdgas, Gas aus der Koksherstellung und Wasserstoff verwendet, um aus Eisen Stahl zu machen. Die Anlage gilt derzeit als die weltweit größte, die Wasserstoff im Produktionsprozess einsetzt. Sie kann jährlich bis zu eine Million Tonnen emissionsarmen Stahls produzieren. Eine ähnliche Anlage des chinesischen Rivalen HBIS mit einer Kapazität von 600.000 Tonnen steht in der Provinz Hebei.
Die beiden Werke demonstrieren zweierlei: zum einen, dass sich China wie in vielen anderen Technologiebereichen auch in der Stahlindustrie fit für die Zukunft macht. Zum anderen aber, wie weit der Weg bis zu einer klimafreundlichen Produktion made in China noch ist.
China ist der mit Abstand größte Stahlhersteller – und der größte Verbraucher
Denn im Vergleich zu den gigantischen Mengen Stahls, die die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt insgesamt produziert, sind die Anlagen verschwindend klein: Ihrer Jahreskapazität von 1,6 Millionen Tonnen stehen rund 1000 Millionen Tonnen gegenüber, die größtenteils herkömmlich produziert werden. Und das auf eine im internationalen Vergleich besonders klimaschädliche Art.