Arbeiten an einem Seekabel: Ein eng verwobenes Stromnetz soll die Nordsee-Anrainer verbinden.
Von Peter Ringel
Deutschland und Großbritannien werden erstmals direkt mit einem Stromkabel verbunden. An den Mündungen der niedersächsischen Jade und der englischen Themse läuft derzeit der Bau eines Interkonnektors an, wie solche grenzüberschreitenden Kabel im Fachjargon heißen. In vier Jahren soll das 725 Kilometer lange Gleichstromkabel quer durch die Nordsee in Betrieb gehen. Bis zu 1,4 Gigawatt kann das Kabel mit dem Namen NeuConnect dann im- und exportieren.
Im Nordwesten von Borkum verläuft die Trasse an Flächen entlang, auf denen Offshore-Windparks geplant sind. Deren Strom hätte NeuConnect ebenfalls einsammeln können. Doch die naheliegende Idee hatte sich schnell zerschlagen: Der derzeitige Gesetzesrahmen erlaubt es nicht.
Hybride Interkonnektoren könnten das Netz entlasten. Doch es gibt ein Problem
Entstanden wäre ein sogenannter hybrider Interkonnektor, der zugleich dem internationalen Stromhandel und dem Anschluss von Windparks dient. Im Grundsatz hätten solche Kabel viele Vorteile. Vor allem ließe sich mit ihnen das teure Stromnetz effizienter nutzen, wodurch Verbraucher entlastet würden. Denn die heute üblichen radialen Leitungen vom Windpark zur nächsten Küste sind laut dem Übertragungsnetzbetreiber Tennet nur zu rund 40 Prozent ausgelastet. Und je küstenferner Windparks sind, umso teurer wird die Anbindung. Von den rund 800 Milliarden Euro, die in der EU bis 2050 für die Offshore-Energie veranschlagt sind, entfallen zwei Drittel auf das Netz. Hybride Leitungen sind deshalb ein Kernstück der EU-Planungen. Welche Verbindungen besonders effizient wären, zeigt der Ende Januar veröffentlichte Offshore-Netzentwicklungsplan.
Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Denn die große Frage ist, wie der Strom aus Windparks vergütet wird, die zwar nach nationalen Regeln ausgeschrieben und gegebenenfalls auch gefördert werden, aber je nach Bedarf mal in das eine, mal in das andere Land liefern.