Testanlage im niedersächsischen Celle: Die mechanische Drehung der Rotorblätter treibt eine Wärmepumpe an.
Von Daniel Hautmann
Als in den Siebzigern in Folge der Ölkrise die Preise fürs Heizen durch die Decke gingen, kamen dänische Tüftler auf die Idee, eine Energiequelle zur Wärmeversorgung anzuzapfen, an die bis dahin kaum jemand gedacht hatte: den Wind. Bald entstand eine lebendige Szene von Windkraftenthusiasten. Mit selbst gebauten Anlagen erzeugten sie Strom, den sie nutzten, um über große Tauchsieder Wasser zu erhitzten und damit die Heizkörper in Häusern, Firmen und Klassenräumen auf Temperatur zu bringen. Aus Wind wurde Wärme.
Heute gibt es in Deutschland ähnliche Bestrebungen. Fast 40 Prozent aller CO2-Emissionen entstehen beim Heizen. Sie stammen vor allem aus Erdgas und aus zur Wärmeversorgung von Haushalten und Industrie eingesetzten Kohlekraftwerken. Will Deutschland wie geplant 2045 klimaneutral sein, müssen diese fossilen Energieträger durch erneuerbare ersetzt werden. Es ist eine Herkulesaufgabe, die zuletzt hitzige Debatten ausgelöst hat. Im Fokus stand dabei die strombetriebene Wärmepumpe, die alte Öl- und Gaskessel im Heizungskeller ablösen soll.
Doch statt zunächst in Windparks Strom zu erzeugen, der dann ins Netz eingespeist wird und schließlich in Wärmepumpen landet, könnte die alte Idee aus Dänemark ein Revival erleben: Die Wärme käme dann ohne Umweg direkt aus speziellen Windrädern.
Der Clou der Windthermie: Die Umwandlung von Wind in Strom entfällt
Fachleute nennen die Technologie Windthermie. Ihr Vorteil liegt darin, dass sie einen Umwandlungsschritt einspart, nämlich den von Wind zu Strom. Da bei jeder Umwandlung ein Teil der Energie verlorengeht, ist die direkte Umwandlung von Wind in Wärme effizienter.