Schornsteine eines Containerschiffs: 90 Prozent aller Waren und Güter weltweit werden per Schiff transportiert.
Von Angelika Nikionok-Ehrlich
Wie man die Emissionen auf der Straße mindert, wird derzeit heiß diskutiert. Ein anderer Verkehrssektor dagegen wird oft übersehen: die Schifffahrt. Dabei hat auch sie ein gravierendes Abgasproblem. Laut der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation IMO sind Schiffe nicht nur für hohe Schwefel- und Stickoxid-Emissionen verantwortlich, sondern auch für zwei Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes. Die Gesamtemissionen im Transportsektor machen etwa zehn Prozent aus.
Zudem werden durch chemikalienhaltige Abwässer die Ökosysteme im Meer geschädigt. Das Wasser versauert und reichert sich mit einem Überangebot an Nährstoffen an, wodurch es zu verheerenden Algenblüten kommen kann. Besonders schädlich ist das Schweröl, das den meisten Schiffen als Antrieb dient. Es wird aus Rückständen der Raffinerien gewonnen und ist noch weitaus schmutziger als Lkw-Diesel.
Einige Zahlen verdeutlichen das Ausmaß des Problems:
- Täglich verkehren auf den Weltmeeren an die 100.000 Schiffe. Das Gros macht dabei der Gütertransport aus, sei es auf Containerschiffen oder Frachtern, die Rohstoffe wie Öl oder Kohle transportieren.
- 90 Prozent des Welthandels erfolgten 2021 auf dem Seeweg.
- Jedes dritte Schiff weltweit steuert einen Hafen in der EU an oder legt von hier ab. Die Nord- und Ostsee gehören damit laut dem Umweltbundesamt zu den am dichtesten befahrenen Meeren überhaupt. Entsprechend groß ist Europas Verantwortung.
- Allein 2018 bliesen Schiffe laut der IMO mehr als eine Milliarde Tonnen Treibhausgase in die Luft.
- Ohne politische Gegenmaßnahmen könnten sich die Emissionen bis 2050 gegenüber 2008 mehr als verdoppeln.