Rund 10.000 Windräder hat eine künstliche Intelligenz auf Bildern des ESA-Satelliten Sentinel-1 bis Mitte 2021 entdeckt. Sogar die Bestimmung der Turbinenstärke war dabei möglich.
Herr Höser, warum zählen Sie Turbinen per Satellit und KI?
Thorsten Höser: Beim Klimaschutz kommt der Offshore-Windenergie weltweit eine wichtige Rolle zu. Wie es mit dem Ausbau tatsächlich vorangeht, lässt sich am besten vom Weltall aus erkennen. Anders als bei Branchenreports ist mit Satellitendaten eine unabhängige und umfassende Bestandsaufnahme möglich. Dabei sehen wir, dass es in China eine enorme Dynamik gibt. Mitte 2021 waren dort zehnmal so viele Anlagen im Bau wie vor den Küsten der EU. Um die Offshore-Ziele in Europa zu erreichen, müsste das Ausbautempo deutlich gesteigert werden. In weniger als zehn Jahren bräuchte es eine Vervierfachung der installierten Leistung.
Wie funktioniert die Fernerkundung von ganz oben?
Höser: Grundlage sind Radarbilder der Satellitenmission Sentinel-1 der Europäischen Weltraumorganisation ESA. Weil Aufnahmen innerhalb weniger Tage wiederholt werden, umfasst das riesige Archiv rund elf Petabyte. Wir haben den Zeitraum von Juli 2016 bis Juni 2021 analysiert. Über Algorithmen werden Windenergieanlagen auf dem Meer automatisch aus dem Archiv ausgelesen. Das geschieht über Verfahren der künstlichen Intelligenz, die wir mit vielfältigen virtuellen Beispielen trainiert haben. Das Training selbst dauert rund sieben Stunden, die Auswertung etwa doppelt so lang.