Verschweißte Stahldrähte bilden das Gerüst der künstlichen Riffe von Tom Goreau, hier 2012 auf der indonesischen Insel Lombok.
Von Volker Kühn
Es gibt ein Foto im „Townsville Bulletin“, da sind seine Haare noch braun und auf der Stirn zeichnen sich nur ein paar feine Linien ab. Heute ist Tom Goreaus Lockenpracht fast weiß und die Stirn faltig, aber die Botschaft, mit der der Meeresbiologe um die Welt reist, ist noch immer dieselbe wie in dem Zeitungsartikel damals in den Neunzigern: Die Korallenriffe sind in Gefahr, und wir müssen alles tun, um sie zu retten.
Goreau weiß, wovon er spricht, er hat sein Leben den farbenprächtigen Blumentieren gewidmet. Schon als Kind tauchte er mit seinem Vater, selbst ein berühmter Korallenforscher, in seiner Heimat Jamaika. Auch während des Biogeochemie-Studiums in Harvard blieb er dem Tauchen treu. So sah er mit eigenen Augen, wie ein Korallenriff nach dem anderen in den sich erwärmenden Ozeanen starb.
Selbst wenn es gelingt, den globalen Temperaturanstieg auf 1,5 Grad zu begrenzen, könnten 70 bis 90 Prozent aller Riffe verloren sein, warnt der Weltklimarat. Bei zwei Grad stünde das Schicksal fast sämtlicher Korallen auf der Kippe. Goreau will das nicht hinnehmen. Denn Korallenriffe sind nicht nur atemberaubend schön, Sie bilden auch die mit Abstand artenreichsten Ökosysteme in den Ozeanen. Ein Viertel aller Tier- und Pflanzenarten hat hier seine Heimat.