Dr. Stefan Holzheu, 49, leitet die Arbeitsgruppe EDV und Datenbanken am Zentrum für Ökologie und Umweltforschung der Uni Bayreuth (BayCEER).
Herr Holzheu, Sie arbeiten in der Umweltforschung, aber Infraschall und Windräder zählen eigentlich nicht zu Ihren Spezialgebieten. Wie sind Sie zu dem Thema gekommen?
Stefan Holzheu: Zum ersten Mal gehört hatte ich von Infraschall über eine Informationsveranstaltung – richtigerweise müsste man eigentlich Desinformationsveranstaltung sagen – zu einem Windkraftprojekt in meinem Heimatort in Bayerisch-Schwaben. 2012 war das. Leute von Eike [Europäisches Institut für Klima und Energie, die Red.] und Vernunftkraft erzählten etwas über Infraschall bei Windkraftanlagen. Das sind beides Organisationen, die erwiesenermaßen den Klimawandel leugnen. Ich habe das Thema damals kurz gegoogelt und nach ein paar Minuten war mir klar: Das ist eine völlige Luftnummer. Der Windpark wurde dann auch gebaut.
Sie haben sich also zunächst nicht weiter mit Infraschall beschäftigt?
Holzheu: Richtig, ich war zwar sensibilisiert und bemerkte, dass das Thema immer mal wieder aufploppte, aber bis zu einem ZDF-Film, der 2018 lief, hatte ich noch keinen größeren Anlass zur Sorge und bin nicht tiefer in das Thema eingestiegen.
Was änderte sich dann?
Holzheu: Die fragwürdige TV-Dokumentation brachte Effekte von Infraschall ohne Berücksichtigung von Schalldruck und Frequenz mit Infraschall von Windenergieanlagen in Zusammenhang. Das hat null Aussagekraft und ist wissenschaftlich völliger Unsinn. Unter anderem wurde dort als Beleg für die Gefahren auch eine Studie der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) aufgeführt. Mit dem Film und der Studie trommelten die Windkraftgegner dann lauter als zuvor – auch gegen einen neuen Windpark, der nahe meines Wohnorts in Oberfranken gebaut werden sollte. Der Gemeinderat hat das Projekt im März 2020 schließlich abgelehnt. Die Begründung war: Man wolle nicht die Gesundheit der Bevölkerung aufs Spiel setzen.
Ihre Reaktion?
Holzheu: Ich war sauer, dass die Windkraftgegner mit so einer Quatsch-Story durchkommen konnten – und habe dann begonnen, mich systematischer mit den Infraschallargumenten von Eike, Vernunftkraft & Co. zu beschäftigen, insbesondere auch mit der BGR-Studie.