Armin Falk ist Professor für Verhaltensökonomie an der Uni Bonn und leitet das Institute on Behavior and Inequality (briq). Im Mai erscheint im Siedler-Verlag sein Buch „Warum es so schwer ist, ein guter Mensch zu sein“.
Herr Falk, ein ökonomischer Leitsatz besagt, dass es im Wesen des Menschen liege, egoistisch zu handeln. Trifft das auch auf klimagerechtes Verhalten zu?
Armin Falk: Nein. In einer aktuellen Studie haben wir festgestellt, dass sich zahlreiche Menschen Klimaschutz sehr wohl etwas kosten lassen wollen. Diese Neigung hängt aber stark vom Verhalten anderer Menschen ab. Wer also glaubt, dass sich sein Umfeld klimafreundlich verhält, ist auch selbst eher dazu bereit.
Welchen Grund sehen Sie dafür?
Falk: Wir wollen nicht der Dumme sein. So wie derjenige, der in der WG immer das Bad putzen muss, weil die anderen es einfach nicht tun. Oder wenn wir ehrlich unsere Steuern zahlen und andere hohe Beträge hinterziehen. Wir sind in der Regel nur bereit, gemeinnützig zu handeln, wenn es andere auch tun. In der Fachsprache heißt dieser Zusammenhang „bedingte Kooperation.“
Schätzen Menschen die Kooperationsbereitschaft der anderen richtig ein?
Falk: Hier haben wir eine hohe Abweichung festgestellt. Rund 70 Prozent schätzten in unserer Studie die Bereitschaft ihrer Mitmenschen zu klimafreundlichem Handeln zu niedrig ein. Als wir den falschen Eindruck korrigiert haben, zeigten sich die Teilnehmenden kooperativer. Das ist eine Abkehr von der früher in der Ökonomik weit verbreiteten Behauptung, der Mensch würde nur an sich selbst denken. Aber Solidarität hat ihren Preis, das ist den Leuten schon bewusst.