Andreas Kuhlmann, 54, ist seit 2015 Chef der staatlichen Deutschen Energie-Agentur (Dena). In dieser Funktion gestaltet Physiker und Sozialdemokrat die Energiewende aktiv mit. Die Dena versteht sich „als unabhängiger Treiber und Wegbereiter der Energiewende – national und international“.
Herr Kuhlmann, der Krieg in der Ukraine verändert auch den Zeitplan der Energiewende. Womit rechnen Sie aktuell?
Andreas Kuhlmann: Zunächst und ganz unabhängig von der Energiewende will ich sagen, dass wir in großer Sorge sind. Wir haben Partner in der Ukraine und dort geht es um Leben und Tod. Wir verurteilen diesen ungerechtfertigten Angriffskrieg aufs Schärfste und haben uns auch entsprechend positioniert. Russland hat das Thema Versorgungssicherheit auf einen Schlag in unser Bewusstsein zurückgeholt – und sicher ist das ein weiterer guter Grund für die Energiewende.
Blicken wir nach Deutschland. Wie gleich sind die Lasten der Energiewende hier verteilt?
Kuhlmann: Das ist ein bisschen wie beim Scheinriesen Tur Tur – je näher man kommt, desto mehr wundert man sich. Mit etwas Abstand betrachtet kann man aber sagen, dass wir das in Deutschland bislang einigermaßen gut im Blick hatten. Bei näherer Betrachtung sieht man aber auch wachsende Schieflagen. Viele Förderprogramme richten sich doch besonders an die Akteure, die eher zu den Wohlhabenden im Lande gehören. Die Politik muss das im Blick behalten, damit der Eindruck von „Klientelpolitik“ sich nicht verfestigt.