Katharina Reuter ist Geschäftsführerin des Bundesverbands Nachhaltige Wirtschaft in Berlin. Er vertritt rund 530 Unternehmen aus dem ökosozialen Umfeld. Zu den bekanntesten zählen der Reinigungsmittelhersteller Werner & Mertz mit seiner Marke Frosch, die Supermarktkette Bio Company, der Heizungsbauer Vaillant, die Outdoormarke Vaude und die GLS-Bank. Der 1992 gegründete überparteiliche Verband hat sich auf die Fahnen geschrieben, den Umweltschutz zu fördern und in Politik und Unternehmen auf eine ökologische und soziale Wirtschaftsweise hinzuwirken.
Frau Reuter, müssen Unternehmen überhaupt nachhaltig werden? Bei vielen hat man den Eindruck, dass sie auch mit ein wenig Greenwashing ganz gut durchkommen.
Katharina Reuter: Den Eindruck hat man tatsächlich. Umfragen haben gezeigt, dass nur jede zweite Unternehmensleitung das Thema ernst nimmt. Die andere Hälfte betrachtet es als reines Marketing. Aber die Unternehmen können sich das auf Dauer nicht erlauben, weil immer genauer hingeguckt wird – nicht nur von den Verbrauchern, auch von der gesetzgeberischen Regulatorik.
Gibt es Unternehmen, die beim Klimaschutz schon besonders weit sind?
Reuter: Leuchtende Beispiele sind etwa der Outdoor-Ausrüster Vaude, die GLS-Bank oder die Stromrebellen und Vaillant. Diese Unternehmen haben Nachhaltigkeit und Klimaschutz im Kerngeschäft verankert. Vaude ist etwa gerade dabei, die ganze Lieferkette klimaneutral zu stellen.
Und was sind typische Beispiele für trickreiche PR?
Reuter: Im Bereich des Greenwashings fällt mir McDonald’s ein. Die hatten mal eine Kampagne gemacht da hieß es: ,McDonald’s eröffnet 1250 Bioläden’, nur weil sie Biofleisch im Angebot hatten. Dabei war der Burger gar nicht zu 100 Prozent bio. Das hat mich richtig aufgeregt, weil sie damit die Biopioniere angegriffen haben. Auch Vattenfall ist ein Beispiel für geschickte Täuschungsmanöver. Die stellen das Abschalten des Steinkohlekraftwerks Moorburg in Hamburg dar, als wäre es ein edler Selbstzweck, dabei haben sie es sich fürstlich bezahlen lassen.
Für Verbraucher ist es nicht leicht, den Überblick zu behalten. Wie sollen sie vermeintliche und echte Vorreiter unterscheiden?
Reuter: Dazu finde ich Portale wie den gemeinnützigen Ökostrom-Finder toll – weil sie Fakten liefern.