„Wir brauchen mehr Wertschätzung für Lebensmittel und die Bereitschaft, dafür einen guten Preis zu zahlen“, sagt Niedersachsens Ex-Umweltminister Stefan Wenzel. Dann könnten mehr Landwirte ihre Schweine ökologisch halten.
Herr Wenzel, mit dem Klimapaket will die EU-Kommission nach der Industrie und dem Energiesektor auch Gebäude und Verkehr in den Emissionshandel integrieren. Funktioniert das auch bei der Landwirtschaft?
Stefan Wenzel: Ja, ein CO2-Preis in Verbindung mit einem Emissionshandelssystem könnte auch in der Land- und Forstwirtschaft ein zentrales Instrument für mehr Klimaschutz sein. Über den Verkauf von Zertifikaten könnten Landwirte marktgesteuert ein zusätzliches Einkommen generieren, indem sie zum einen Treibhausgase vermeiden und zum anderen Kohlendioxid binden. So würden zum Beispiel Humusaufbau, Extensivierung oder Aufforstungen honoriert.
Wie bekommt man die Höfe in den Emissionshandel?
Wenzel: Wir brauchen zunächst ein Konzept, um die Effekte von Klimaschutzmaßnahmen in der Landwirtschaft zu quantifizieren. Welche CO2-Äquivalente werden zum Beispiel durch die extensivere Nutzung eines anmoorigen Bodens vermieden? Wie viel Lachgas lässt sich durch weniger Stickstoffdünger einsparen? Oder nehmen wir das Beispiel Humusaufbau – der erfolgt nicht linear, ist abhängig vom Boden und hat Grenzen. All das ist komplex, und für eine seriöse Quantifizierung bedarf es der Unterstützung durch die Forschung. Ich bin aber überzeugt, dass sich die Effekte belastbar berechnen lassen. In einem zweiten Schritt ist das Paket möglicher Maßnahmen mit passenden CO2-Preisen zu verknüpfen, damit Klimaschutz für den Landwirt mehr einbringt als eine klimaschädliche Bewirtschaftung. Dass sein Boden mit mehr Humusanteil ertragreicher wird, ist ein Extra-Gewinn.