Nach der Katastrophe ragen qualmende Überreste der „Piper Alpha“ aus dem Meer. 167 Männer sterben bei dem Unglück.
Von Jasmin Lörchner
„Stay and die or jump and try“ – bleiben und sterben oder springen und versuchen zu überleben: Auf diesen Nenner bringt Roy Carey die Entscheidung, der er sein Leben verdankt. Der Techniker gehört zu den 226 Männern, die am 6. Juli 1988 an Bord der Ölplattform „Piper Alpha“ 180 Kilometer vor der schottischen Küste arbeiteten, als es dort zu drei katastrophalen Explosionen kommt.
167 Männer reißt das Inferno in den Tod, zwei davon auf herbeigeeilten Rettungsschiffen. Die Hinterbliebenen und die Überlebenden leiden noch Jahre später nicht nur unter dem Trauma dieses Desasters, sondern auch unter der Erkenntnis, dass es vermeidbar gewesen wäre. Denn nicht allein menschliches Versagen löste die verhängnisvollen Ereignisse aus. Sondern auch die Selbstgefälligkeit einer Betreibergesellschaft, der Profite wichtiger waren als Sicherheitsprotokolle.
„Piper Alpha“ ist ein Koloss. Er fördert ein Zehntel der britischen Jahresproduktion
Das Piper-Alpha-Ölfeld war Anfang der Siebzigerjahre entdeckt worden. 1976 nahm das US-Ölunternehmen Occidental Petroleum Caledonia Limited den Betrieb der Plattform auf. Anfangs nur für die Ölförderung genutzt, wurde die „Piper Alpha“ später umgerüstet, um parallel auch Gas zu fördern. 1988, im Jahr der Katastrophe, stemmte die Plattform fast ein Zehntel der gesamten Jahresproduktion fossiler Energien in Großbritannien.
Die Förderung lieferte immense Profite. Nur ungern unterbrach die Betreibergesellschaft die Arbeit auf der Plattform für Wartungsarbeiten. Nötige Sicherheitsvorkehrungen wurden übergangen, wie eine Untersuchung später ergab.