Sinnbild der Vergänglichkeit: Die Karten im „Atlas of Disappearing Places“ sind auf Ulva gemalt, eine getrocknete Grünalge. Kommt sie mit Wasser in Kontakt, verschwinden die Bilder wieder – genauso wie viele der Küstenlinien, die in ihnen festgehalten sind.
Wie plant Hamburg seinen Sturmflutschutz? Welche Folgen hat Plastik am hawaiianischen Kure-Atoll? Was bedeutet der Klimawandel für Korallenriffe vor Kenia? In ihrem „Atlas of Disappearing Places“ erzählen Marina Psaros und Christina Conklin, wie die Erderwärmung die Küsten der Welt verändert. Conklin setzt sich als Künstlerin und Autorin mit dem Klimawandel auseinander. Psaros arbeitete mit der US-Wetter- und Ozeanografiebehörde NOAA daran, Gemeinden in Kalifornien bei der Klimaanpassung zu helfen. Zuvor lebte Psaros einige Jahre in Hamburg. Als sie die Stadt verließ, begannen dort gerade die Arbeiten an der Hafencity. Die Fallstudie über Hamburgs jüngsten Stadtbezirk, der mit Blick auf kommende Sturmfluten geplant wurde, war das erste Kapitel des Atlas, das sie schrieb.
Frau Psaros, wie sind Sie auf die Idee für den „Atlas der verschwindenden Orte“ gekommen?
Marina Psaros: Ich bin mit Almanachen, Atlanten und Enzyklopädien aufgewachsen, die sehr nutzerfreundlich sind – auf eine Weise, wie es viele Bücher zum Klimawandel derzeit nicht sind. Viele Sachbücher lesen sich für mich so, als gehe es darum, den Lesern einen Doktortitel in Klimawissenschaft zu vermitteln. Sie sind von Experten für Experten geschrieben. Meine Co-Autorin Christina Conklin und ich haben unseren Atlas als sehr visuelles Buch angelegt. Die Idee war, etwas zu schaffen, in das man eintauchen und in dem man hin- und herspringen kann. Sie können den ganzen Atlas in einem Rutsch lesen oder einzelne Orte suchen, an denen Sie waren, und dann über den dortigen Klimawandel und die Zukunft dieses Orts nachdenken. Oder Sie lesen nur die Definitionen und steigen von dort aus tiefer ein.