Sie kämpfen für dasselbe Ziel, aber ihre Methoden könnten kaum unterschiedlicher sein: Theodor Schnarr (links) und Thomas Heilmann.
Thomas Heilmann: Sie sehen ja gar nicht wie ein Revoluzzer aus.
Theodor Schnarr: Vielen Dank.
EnergieWinde: Ist das ein Kompliment für Sie, Herr Schnarr?
Schnarr: Gerade am Anfang der Proteste hat die Springer-Presse immer die Kamera auf Leute gehalten, die langhaarig waren. Lange Haare galten immer noch als Synonym für die „jungen Leute“, die da unterwegs sind. Dabei sind bei uns ganz viele Menschen über 50 dabei, die nicht mehr unbedingt studieren. Also nehme ich das einfach mal als Kompliment.
EnergieWinde: Ein guter Anfang. Haben Sie nicht sogar gleiche klimapolitische Ziele?
Heilmann: Ich glaube, wir sind beide der Meinung, dass wir das Thema nicht vertrödeln dürfen. Die Gefahr besteht, schließlich wollen wir eine 250 Jahre alte, fossile Infrastruktur komplett neu bauen. Aber wir setzen an ganz unterschiedlichen Hebeln an – und die Geschichte wird irgendwann zeigen, ob der Hebel der Klimaunion oder der Letzten Generation wirksamer war.
Schnarr: Die Klimaunion hat, glaube ich, schon 2021 das Ziel von 100 Prozent erneuerbaren Energien bis 2030 ausgesprochen. Das deckt sich relativ stark mit unserer Forderung, dass der Gesellschaftsrat, den wir fordern, ein Ende der fossilen Energieträger bis 2030 ausarbeiten soll. Völlig richtig, Herr Heilmann, es ist eine gigantische Veränderung, die da auf uns wartet – und ich glaube, da braucht es eine ganze Menge Hebel.
EnergieWinde: Trotzdem würden Sie sich wohl kaum zu Herrn Schnarr auf die Straße kleben, Herr Heilmann.
Heilmann: Das bewusste Einsetzen von Straftaten schadet dem Klimaschutz mehr, als es ihm nutzt, weil es den Fokus auf die Legitimität legt und nicht auf die Frage, was jetzt eigentlich notwendig ist. Wir müssen die Menschen davon überzeugen, dass dieser Wandel richtig ist. Wir werden den Wandel nicht gegen sie durchsetzen, das kann man nur in einer Diktatur. Und eine Diktatur im Namen des Klimaschutzes möchte ich nicht.