Erfolgsbeispiele aus aller Welt

  • Search18.10.2024

Gute Nachrichten vom Klimaschutz

Die Treibhausgasemissionen steigen, die Folgen der Klimakrise werden immer dramatischer und niemand tut etwas dagegen. Wirklich? Von wegen! Die folgenden fünf Beispiele liefern den Beweis.

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    Das Bergkönigreich Bhutan speichert mehr Treibhausgasemissionen, als das Land freisetzt.

    Natürlich steht da draußen nicht alles zum Besten. Aber Miesmacherei hat noch nie geholfen. Warum also nicht einfach mal auf die guten Nachrichten konzentrieren? Denn die gibt es überall – nicht nur im Bergkönigreich Bhutan.

     

    Von Daniel Hautmann und Leo Desch

    Zehn Jahre nach dem Pariser Gipfel steigen die Emissionen noch immer: Kein Wunder also, wenn sich in Teilen der Bevölkerung und selbst bei Klimaschützern oft Resignation breitmacht. Dabei gibt es durchaus Grund zur Zuversicht. Denn wer genau hinsieht, stößt auf eine ganze Reihe ermutigender Nachrichten zum Klima. Beispiele gefällig? Bitte sehr – hier kommen gleich fünf.

    Costa Rica wird zum Paradies für Klimaschutz und Artenvielfalt

    Costa Rica tut viel für den Klimaschutz und die Artenvielfalt. Es gehört weltweit zu den Vorreitern in Sachen Nachhaltigkeit.

     

    Das mittelamerikanische Costa Rica gilt als eines der friedlichsten Länder weltweit – es hat nicht einmal eine eigene Armee. Zudem sind die Ticos und Ticas, wie sich die Menschen dort nennen, Vorreiter beim Klimaschutz. Costa Rica hat sich mit dem „Nationalen Dekarbonisierungsplan“ das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis 2050 klimaneutral zu sein. Schon heute stammen mehr als 98 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Quellen, vor allem aus Wasserkraft, Windenergie und Geothermie. Beeindruckend ist auch die Wiederaufforstung: Nachdem in den Achtzigerjahren stark abgeholzt wurde, wuchs die Waldfläche inzwischen wieder auf mehr als die Hälfte der Landesfläche. Die Wälder dienen als CO2-Senke und helfen, die Emissionen zu kompensieren. Zudem sind sie ein regelrechter Magnet für die zahlreichen Touristen. Rund ein Viertel des Landes steht unter Schutz und es gibt 27 Nationalparks. Problemkind ist noch der Verkehrssektor, der etwa 40 Prozent aller Emissionen ausmacht. Um bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen, hat Costa Rica Initiativen zur Förderung von Elektrofahrzeugen und der Elektrifizierung öffentlicher Verkehrsmittel ins Leben gerufen.

    Die globale Energiewende macht rasante Fortschritte

    Die Erde aus dem All betrachtet: Wie steht es um den globalen Klimaschutz? Besser, als es manchmal den Anschein hat.

     

    Die Welt erzeugt immer mehr grünen Strom. Von den global produzierten geschätzt 27.000 Terawattstunden stammten 2023 rund 30 Prozent aus erneuerbaren Quellen. Nie war es mehr. In Gigawattstunden ausgedrückt waren das 3700, wobei die Wasserkraft mit 1200, die Windkraft mit 950 und die Fotovoltaik mit 1100 Gigawattstunden vertreten ist. Die Kohle ist zwar nach wie vor der wichtigste Energieträger, doch ihre Bedeutung schwindet, während die Erneuerbaren immer wichtiger werden. Laut der Internationalen Energieagentur (IEA) wird die globale Kapazität an Erneuerbaren bis 2030 um weitere 5500 Gigawatt wachsen – damit ließe sich dann die Hälfte des weltweiten Strombedarfs decken. Das Zugpferd des globalen Ausbaus ist die Fotovoltaik, gefolgt von der Windenergie. Bei den absoluten Zubauzahlen hat China die Nase vorn, während Indien das schnellste Wachstum hinlegt.

    Äthiopien schafft den Verbrenner ab

    Äthiopien verbietet den Import von Autos mit Verbrennungsmotoren und setzt voll auf die E-Mobilität. Für Diesel und Benziner ist auf absehbare Zeit Schluss in dem ostafrikanischen Land.

     

    Während in Deutschland mal wieder über Technologieoffenheit diskutiert wird, wird in Äthiopien gehandelt. Dort wurde ein faktisches Verbrenner-Aus beschlossen. In dem ostafrikanischen Land herrscht seit Frühjahr ein Importverbot für Autos mit Verbrennungsmotor, lediglich Elektrofahrzeuge dürfen eingeführt werden. Geht es nach der Regierung, dann sollen bis Ende 2024 etwa 100.000 Elektroautos im Land unterwegs sein, bis 2030 schon eine Halbe Million Fahrzeuge. Auf dem afrikanischen Kontinent ist Äthiopien damit der Vorreiter der Antriebswende. Wobei erwähnt werden muss, dass auf 100 Einwohner gerade einmal ein zugelassenes Fahrzeug kommt – und dazu zählen auch Motorräder und Busse. Zum Vergleich: In Deutschland kommen auf 100 Bürger rund 58 Autos. Hintergrund für den markanten Ausbau der Elektromobilität in Äthiopien sind die hohen Treibstoffpreise und die Emissionen. „40 Prozent unserer Treibhausgasemissionen im Land werden im Transportsektor verursacht“, wird Mekuria Argaw, Professor für Umweltwissenschaften an der Universität in Addis Abeba, auf Tagesschau.de zitiert. Strom ist in Äthiopien dank des hohen Anteils von Wasserkraft günstig. Was den E-Auto-Absatz hemmen dürfte, sind allerdings die schwache Infrastruktur und fehlende Ladestationen.

    Norwegen baut ein Hochhaus aus Holz

    Hochhaus aus Holz in Norwegen: Das 18-stöckige Gebäude kommt mit wenig Beton aus und hat daher eine sehr gute Klimabilanz.

     

    Der Mjøstårnet-Turm im norwegischen Brumunddal ist mit 18 Stockwerken und 85,4 Metern das höchste Holzhaus der Welt. Den Titel trägt der Turm bereits seit seiner Fertigstellung im April 2019. Für den Bau wurden geschätzt 828 heimische Fichten und Kiefern verwendet. Das garantiert gewaltige CO2-Einsparungen gegenüber Stahl und Beton. Das Gebäude wird als Restaurant, Büro, Hotel und Apartment genutzt. Sogar ein Schwimmbad ist angegliedert. Aus Brandschutzgründen wurden die Träger und Streben des Tragwerks etwas dicker als nötig ausgelegt. Bis zum elften Stockwerk bestehen auch die Deckenelemente aus Holz. Ab dem zwölften Stock wurden Betondecken gegossen. Die geben dem Hochhaus zum einen mehr Steifigkeit und erhöhen zudem die Masse, gegen die der Wind drückt – das Gewicht in den oberen Stockwerken minimiert die Schwingungen des Hochhauses. Neben heimischen Materialien setzten die Bauherren zudem auf kurze Transportwege, um die Umweltauswirkungen zu begrenzen: Das Holz aus den umliegenden Wäldern wurde im 15 Kilometer entfernten Sägewerk zugeschnitten. Den Höhenweltrekord wird das Holzhochhaus aber nicht mehr lange halten. Der Ascent Tower, der gerade in Milwaukee fertiggestellt wird, wird soll zwei Meter höher sein und 19 Stockwerke beherbergen.

    Bhutan – ein Land als CO2-Staubsauger

    Bhutan hat eine negative CO2-Bilanz: Es nimmt mehr CO2 auf, als es emittiert. Damit ist das Bergkönigreich ein Klima-Vorreiter.

     

    Das mittelasiatische Königreich Bhutan ist das vermutlich erste Land (aber nicht einzige!) mit einer negativen CO2-Bilanz. Die fast 800.000 Bewohner des Landes am Rand des Himalayas leben auf einer Fläche so groß wie Baden-Württemberg. Allerdings sind in Bhutan bereits mehr als 70 Prozent des Landes bewaldet, und die Aufforstung geht weiter. Damit will Bhutan die CO2-Bilanz noch weiter verbessern – und gleichzeitig wirtschaftlich profitieren: Mit dem „One Million Trees Projekt“ sollen bis 2026 vor allem Obstbäume gepflanzt werden. Alles in allem nehmen Bhutans Bäume mehr CO2 auf, als das Land und seine Einwohner in die Atmosphäre verursachen. 100 Prozent des inländisch erzeugten Stroms stammen aus Wasserkraft. Importiert werden lediglich zehn Prozent des Bedarfs. Umwelt und Klimaschutz spielen seit jeher eine wichtige Rolle in dem buddhistischen Land, in dem Lebewesen und Bäume unter besonderem Schutz stehen. Der damalige König Jigme Singye Wangchuck prägte in den Siebzigerjahren die Idee des „Bruttonationalglücks“. Bundeskanzler Olaf Scholz zeigte sich bei seinem Besuch 2023 beeindruckt: Bhutans Idee, das Glücksgefühl seiner Bürgerinnen und Bürger einzubeziehen, sei faszinierend, sagte er.

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