Windräder vor Alpenkulisse: Umweltschutzorganisationen wie der BUND wehren sich gegen eine Vereinnahmung durch die AfD.
Von Nils Husmann
Es war ein Paukenschlag: Ende Februar beendete der Anwalt Frank C. Starke die Zusammenarbeit mit der Bürgerinitiative „Gegenwind Altötting“, die er zuvor beraten hatte. Der „Passauer Neuen Presse“ sagte der Jurist damals, er wolle und werde nicht mit Verfassungsfeinden zusammenarbeiten. AfD-Sympathisanten und -Vertreter hätten sich darangemacht, die Bürgerinitiative zu kapern, so der Anwalt. Führende Mitglieder verließen die Initiative ebenfalls. „Ich muss schon sehen, mit wem ich marschiere“, sagte Starke der Regionalzeitung.
Was im Südosten Bayerns geschehen ist, kann überall passieren. Auch wenn konkrete Zahlen fehlen: Die extreme Rechte versucht, die Proteste gegen die Windenergie zu unterwandern und auf diese Weise Türen in Milieus aufzustoßen, die ihr bisher verschlossen blieben. Keine Frage, der Protest gegen den Ausbau der Windenergie ist ein demokratisches Grundrecht. Aber können Bürgerinitiativen immer überblicken, wer mit ihnen marschiert?
Der BUND grenzt sich von der AfD ab. Kleinen Initiativen fällt das mitunter schwer
Umwelt- und Naturschutzorganisationen wie der BUND begleiten den Ausbau der Windenergie kritisch und pochen beispielsweise auf unabhängige Gutachten und Bürgerbeteiligung und strenge Auflagen, um Flora und Fauna zu schützen. Zugleich grenzen sie sich klar von der AfD ab, die mittlerweile in mehreren Bundesländern vom Verfassungsschutz beobachtet wird. Bereits 2017 erklärte der BUND zur AfD: „Unsere Vorstellung einer freien, gerechten, weltanschaulich und religiös toleranten Gesellschaft ist mit rassistischen, fremdenfeindlichen und menschenrechtswidrigen Tendenzen in der AfD unvereinbar.“
Kleinere Initiativen wie in Südostbayern, die sich mitunter spontan gründen und schnell wachsen, können die Gefahr aber offenbar nicht immer kommen sehen.
Rückblick: Ende 2022 kündigte die Landesregierung in München den Bau eines Windparks in der Region rund um Altötting an, ohne weitere Details zu nennen. Doch schnell sickerte durch: Die Anlagen müssten groß sein, um wirtschaftlich betrieben werden zu können. Nabenhöhe: fast 200 Meter. Im Juni 2023 veröffentlichte das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten eine Pressemitteilung; bei Altötting solle der „größte Wald-Windpark Süddeutschlands“ entstehen. 40 Windräder würden ab 2027 oder 2028 grünen Strom für das bayerische Chemiedreieck liefern, ein Vertrag mit dem Projektpartner, der Qair Deutschland GmbH, sei gerade unterzeichnet worden.