Berufsverkehr in München: Der CO2-Preis verteuert Benzin derzeit um rund zehn Cent und Diesel um zwölf Cent. Ein Klimageld könnte die Mehrbelastung ausgleichen – und klimafreundliches Verhalten belohnen.
Von Volker Kühn
Herr Burtscher, Sie machen sich einerseits für den CO2-Preis stark, der die Verbraucher belastet, und fordern andererseits ein Klimageld zum Ausgleich dieser Belastung. Was ist der Sinn dahinter, den Menschen an einer Stelle Geld zu nehmen, nur um ihnen es an anderer wiederzugeben?
Leonard Burtscher: Der CO2-Preis ist eines der effektivsten Klimaschutzinstrumente überhaupt. Er trägt nachweislich dazu bei, dass CO2-Emissionen eingespart werden. Darauf können wir also nicht verzichten. Aber der CO2-Preis sollte aus zwei Gründen durch ein Klimageld flankiert werden: Zum einen ist es ein Gebot der sozialen Gerechtigkeit. Es schafft einen Ausgleich für einkommensschwache Menschen. Sie geben einen größeren Teil ihres verfügbaren Einkommens für Posten wie Energie und Mobilität aus, die sich durch den CO2-Preis verteuern. Das heißt, sie werden relativ gesehen stärker belastet als Vermögende. Natürlich reicht das Klimageld allein nicht aus, um das auszugleichen, es müssen weitere Maßnahmen hinzukommen. Aber es ist ein wesentlicher Bestandteil.
Und der zweite Grund für das Klimageld?
Burtscher: ... ist ein politisch-strategischer: Es ist empirisch belegt, dass Menschen die Energie- und Klimawende positiver sehen, wenn sie selbst materiell beteiligt werden, zum Beispiel bei Windparks oder Solarkraftwerken. Das Klimageld genießt breiten Rückhalt in der Bevölkerung. Ich bin davon überzeugt, dass es die Akzeptanz für steigende CO2-Kosten unterstützen wird.