Kein Grün, nirgends: Versiegelte Flächen wie hier in Frankfurt am Main heizen sich im Sommer besonders stark auf.
Von Volker Kühn
Der Sommer 1975 begann kühl und nass; zum Auftakt der Ferien war die Stimmung vielerorts auf dem Tiefpunkt. Trost spendete den Menschen die Stimme eines blonden Holländers aus dem Radio. Mit dem Schlager „Wann wird’s mal wieder richtig Sommer?“ traf der Sänger und Showmaster Rudi Carrell den Nerv dieser Wochen. Das Lied stürmte die Charts (die damals noch Hitparade hießen) und wurde fortan in jedem kalten Sommer aufs Neue hervorgekramt.
Doch die Anlässe dafür wurden im Lauf der Jahre seltener. Denn kühle Sommer werden zunehmend zur Ausnahme. Immer öfter klettert das Thermometer auf Temperaturen von 30 Grad oder mehr. In den Fünfzigern registrierte der Deutsche Wetterdienst im bundesweiten Durchschnitt noch zwei bis drei solcher Tage pro Jahr. In den Neunzigern waren es schon sieben bis acht Tage und in den 2010ern elf. Den Rekord hält 2018 mit 20,4 Tagen im landesweiten Mittel.
Das Sterberisiko durch Hitze ist gestiegen – binnen zehn Jahren um fast ein Drittel
Für Freibäder und Eisdielen ist das eine gute Nachricht, doch für viele Menschen sind lang anhaltende Hitzewellen lebensgefährlich. Die EU-Umweltagentur EEA spricht von der größten direkt mit dem Klima zusammenhängenden Gesundheitsbedrohung in Europa. Vor allem bei älteren Menschen können tagelange Phasen, in denen es selbst nachts kaum abkühlt, unter anderem zu Schlaganfällen und Herzinfarkten führen.
Und solche Perioden werden tendenziell häufiger. Von Juni 2023 bis Juni 2024 war jeder einzelne Monat der weltweit wärmste seit Aufzeichnungsbeginn. Die Sterbestatistiken sprechen eine klare Sprache. So lag die Zahl hitzebedingter Todesfälle in Europa zwischen 2013 und 2022 deutlich über der von 2003 bis 2012. Bei Männern stieg sie von 42,1 auf 55,9 Todesfälle je 100.000 Menschen, bei Frauen von 67,0 auf 88,4.