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Eiffelturm und Seine bei Nacht: Paris wappnet sich mit einem ehrgeizigen Plan gegen die Klimakrise.
Von Kathinka Burkhardt
Raphaëlle Nayral blickt ihrem Kollegen hinterher, der im Schutzanzug einen 20 Meter tiefen Schacht hinabsteigt. Unten reinigt er inmitten einer braunen Suppe eine riesige Schraube. „Das ist die Pumpe, mit der wir die Seine befördern, um die Maschinen zu kühlen, die die Gebäude der Stadt mit gekühltem Wasser versorgen“, sagt sie. Nayral ist Generalsekretärin von Fraîcheur de Paris. Das Unternehmen betreibt das unterirdische Pariser Kühlsystem. Es soll dabei helfen, die schon heute oft hitzegeplagte Stadt auf künftige Klimaextreme vorzubereiten. „Es ist faszinierend zu sehen, mit welcher Kraft der Fluss diese Metropole kühlen kann“, sagt Nayral.
Denn genau das tut die Seine: Über ein mittlerweile 110 Kilometer langes unterirdisches Leitungssystem leitet Fraîcheur de Paris kühles Wasser in Gebäude wie den Louvre, die Oper, die Nationalbibliothek oder das berühmte Kaufhaus Lafayette. Dazu unterhält das Unternehmen über die Stadt verteilt 15 Stationen wie die im Quartier Bercy, die Nayral beim Besuch von EnergieWinde präsentiert.
Das System lindert die Sommerhitze. Doch auch im Winter wird es gebraucht
Die Wechselstationen erzeugen mithilfe von Grünstrom Kälteenergie und leiten sie in Form von zwei bis vier Grad kaltem Wasser über ein Rohr in die angeschlossenen Gebäude. Über ein zweites kehrt das Wasser aufgeheizt zurück und der Kreislauf beginnt von Neuem. Das ist im Sommer lebenswichtig. Doch auch im Winter erwärmen sich viel besuchte Gebäude wie der Louvre stark und müssen gekühlt werden. Dann reicht es aus, das erwärmte Wasser gegen kaltes Seine-Wasser auszutauschen – zusätzliche Energie ist in der Regel nicht nötig.