Drei Jahre nach der Flut stehen noch immer zerstörte Häuser im Ahrtal. Dass viele von ihnen an Ort und Stelle wiederaufgebaut werden sollen, hält der Geophysiker Matthias Hackl für falsch.
Herr Hackl, Sie bewerten die Risiken von Naturkatastrophen. Auf was müssen wir uns in Zukunft einstellen?
Matthias Hackl: Das hängt davon ab, wo Sie leben und von welchem Zeithorizont Sie sprechen. In Mitteleuropa gehören auf mittlere Sicht Hagelschlag und Überschwemmungen zu den folgenreichsten Wetterereignissen. Aber auch Stürme können erheblichen Schaden anrichten. In der weltweiten Betrachtung hingegen sind es geophysikalische Ereignisse, die extreme Risiken bergen, also Vulkanausbrüche oder Meteoriteneinschläge. Die haben allerdings eine sehr geringe Eintrittswahrscheinlichkeit.
Welchen Einfluss hat der Klimawandel auf Extremwetterereignisse?
Hackl: Die sogenannten Atmosphärenrisiken verursachen für uns Rückversicherer den Hauptteil der Schäden. Ein Teil davon ist auf den Klimawandel zurückzuführen. Wie stark der Einfluss ist, lässt sich aber nicht hundertprozentig sagen. Stürme, Fluten und andere Naturkatastrophen gab es auch schon vor dem menschengemachten Klimawandel. Ein Beispiel ist das Magdalenenhochwasser im Jahr 1342 – eine verheerende Überschwemmung, die weite Teile Mitteleuropas heimsuchte.