Rekord bei Ausschreibung

  • Search13.12.2024

Endlich Wind in den Flügeln

Der Ausbau der Windenergie in Deutschland verfehlt seit Jahren die Ziele der Bundesregierung. Doch das dürfte sich bald ändern. Denn bei den jüngsten Ausschreibungen von Windparks standen die Investoren Schlange.

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    Windpark in Nordrhein-Westfalen: Nirgendwo in Deutschland wird die Windkraft derzeit so energisch ausgebaut wie im Westen der Republik.

    Windräder in Nordrhein-Westfalen: Das einstige Kohleland wandelt sich zum Vorreiter beim Ausbau der Erneuerbaren.

     

    Von Volker Kühn

    567 Windräder wurden in Deutschland von Beginn des Jahres bis Mitte Dezember gebaut. Zieht man die zeitgleich stillgelegten Altanlagen ab, wuchs die Kapazität der Windenergie damit um 2,3 Gigawatt. Das ist rechnerisch genug, um etwa fünf Millionen Haushalte mit Strom zu versorgen. Doch so imposant die Zahlen klingen mögen – von ihren Ausbauzielen ist die Bundesregierung weit entfernt. Dazu wären je nach Berechnung doppelt bis dreimal so viele Windräder nötig gewesen.

    Allerdings besteht die berechtigte Hoffnung, dass der Ausbau in Deutschland ab 2026 im Soll liegen wird. Denn in der Windenergie zeichnet sich eine Trendwende ab. Das zeigen Zahlen der Bundesnetzagentur (BNetzA).

    Zum zweiten Mal in Folge ist die Auktion überzeichnet. Und zwar deutlich

    Viermal pro Jahr schreibt die Behörde den Bau von Windparks aus. Investoren können mit ihren Projekten an den Auktionen teilnehmen; wer die geringste staatliche Förderung für den von ihm produzierten Strom aufruft, erhält den Zuschlag. In den vergangenen Jahren war das Interesse von Investoren allerdings verhalten. Nur in Ausnahmefällen gingen mehr Gebote bei der BNetzA ein, als Windparks ausgeschrieben waren.

    Das änderte sich bei der Ausschreibung im August dieses Jahres. Erstmals seit Langem war die Auktion überzeichnet. BNetzA-Präsident Klaus Müller sprach von einem Rekord. Doch der hielt nicht lange. Denn an der November-Auktion nahmen noch weitaus mehr Bieter teil. Ausgeschrieben waren Windräder mit einer Leistung von zusammen 4,1 Gigawatt. Eingereicht wurden Gebote über insgesamt 6,1 Gigawatt.

    Nachdem jahrelang Flaute in der deutschen Windinstrie herrschte, zeichnet sich 2024 eine echte Trendwende in den Ausschreibungen ab. Infografik: Andreas Mohrmann

    „Das ist eine gute Nachricht“, erklärte Dennis Rendschmidt, Geschäftsführer des Hersteller- und Zuliefererverbands VDMA Power Systems. „Der Ausbau der Windenergie ist wichtig für die Senkung der Stromkosten, die Verminderung von Emissionen und die Wertschöpfungsketten in der europäischen Windindustrie.“

    Die mit Abstand meisten Zuschläge im November entfielen auf Windparks in Nordrhein-Westfalen (1,3 Gigawatt), gefolgt von Niedersachsen (0,6 Gigawatt), Mecklenburg-Vorpommern (0,4 Gigawatt) und Brandenburg (0,4 Gigawatt). Und selbst die traditionell hinterherhinkenden Länder Baden-Württemberg und Bayern verzeichneten laut der BNetzA einen Zuwachs um insgesamt 0,2 Gigawatt.

    Die Reformen beginnen zu greifen. Die Ernte fährt die nächste Regierung ein

    Dass endlich Musik im Windkraft-Ausbau ist, führen Experten auf die Reformen der Ampelregierung zurück. Die Ernte einfahren wird allerdings erst die kommende Bundesregierung. „Der äußerst positive Trend bei den Geboten wird sich ab dem kommenden Jahr auch deutlich bei den Inbetriebnahmen zeigen“, sagte Netzagentur-Chef Klaus Müller. Wenn die Projekte, die in diesem Jahr einen Zuschlag erhielten, nach und nach gebaut werden, könnte Deutschland ab 2026 die ambitionierten Ziele des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) erreichen.

    Um langfristig auf Kurs zu bleiben, wünscht sich die Branche von der kommenden Bundesregierung Stabilität. „Dafür braucht es einen planbaren und möglichst gleichmäßig hochlaufenden Markt mit verlässlichen Rahmenbedingungen“, so Rendschmidt.

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