Als „Riesen-Thermoskanne“ ist dieser Wärmespeicher in Halle (Saale) bekannt. Die 2018 in Betrieb gegangene Anlage deckt den Fernwärmebedarf der Hallenser bis zu drei Tage. Aber auch in der Industrie kommen Wärmespeicher zunehmend zum Einsatz.
Von Volker Kühn
Von den gut 3000 Kartoffelsorten weltweit landet nur ein Bruchteil im Supermarkt. Größer ist die Auswahl im Regal für Kartoffelchips, wo ständig neue Geschmacksrichtungen auf Kunden warten, von klassisch Paprika bis exotisch Wasabi. Die Marke Lay’s buhlt noch mit einem anderen Attribut um Kunden: mit klimafreundlichen Chips. Dazu erhitzt Lay’s das Frittieröl in einem Werk bei Amsterdam künftig nicht mehr mit Erdgas, sondern mit Grünstrom.
Damit die Produktion auch dann gleichmäßig läuft, wenn Wind- und Solarparks gerade schwächeln, wird der Strom in Wärme umgewandelt und in einem speziellen Granulat zwischengespeichert, bis die Energie gebraucht wird. Die zum Pepsico-Konzern gehörende Marke reduziert den CO2-Ausstoß der Fabrik auf diese Weise mittelfristig um bis zu 98 Prozent.
Thermische Speicher sind wichtig für die Industrie – um Kohle und Gas zu ersetzen
Das Werk in den Niederlanden ist damit ein Vorreiter bei einem der größten Probleme der Energiewende: dem Abschied von Öl, Gas und Kohle in der Wärmeversorgung der Industrie. Denn während die Umstellung auf erneuerbare Energien in der Stromversorgung rasant voranschreitet, sind Fabriken, die mit Wärme oder Kälte arbeiten, noch immer überwiegend auf fossile Brennstoffe angewiesen. Öfen in der Lebensmittelbranche, Schmelzwannen in der Glas- und Metallindustrie, Anlagen zum Erhitzen von Chemieprodukten oder zum Trocknen von Papier: Sie alle laufen bei Temperaturen von oft über 100, manchmal über 1000 oder 2000 Grad.
Der Bedarf an dieser sogenannten Prozesswärme ist gewaltig. Nach Angaben des Umweltbundesamts entfällt gut ein Fünftel des gesamten deutschen Endenergiebedarfs darauf. Hinzu kommen gut zwei Prozent für Prozesskälte, etwa für Gefrierkost oder zum Herunterkühlen von Industrieanlagen. Erneuerbare Energien spielen dabei bislang eine untergeordnete Rolle: Sie liefern nicht einmal ein Fünftel der Prozesswärme in Deutschland.