Windräder in der Nordsee: PPA machen die Strompreise für Großkunden kalkulierbar. Zugleich ermöglichen sie den Betreibern die Finanzierung ihrer Windparks.
Von Kathinka Burkhardt
Kräftiger Wind sorgt gewöhnlich für Sorgenfalten bei Flughafenbetreibern. Wenn aber 2026 Böen über die Nordsee peitschen, wird man sich bei der Frankfurter Fraport AG ausnahmsweise freuen. Ab dann versorgt sich der Flughafen nämlich mit Offshore-Windstrom. 15 Jahre lang wird der Energieversorger EnBW rund 85 Megawatt aus seinem Offshore-Windpark He Dreiht an den Flughafenbetreiber liefern. 80.000 Tonnen CO2 sollen so pro Jahr eingespart werden. Ein gewaltiger Klimaeffekt – auf den derzeit viele Konzerne setzen.
Dass Unternehmen ihre Stromversorgung in Zeiten steigender Energiepreise über langfristige Verträge absichern, ist nicht neu: Power Purchase Agreements, kurz PPAs, nennt man Direktlieferverträge, mit denen über eine Laufzeit von 15 Jahren oder sogar noch länger feste Preise mit Stromlieferanten ausgehandelt werden. Das geschieht nicht nur, um die Versorgung zu garantieren, sondern auch, um die Kosten kalkulierbar zu halten.
Neu ist allerdings, dass Konzerne wie Google, BASF oder Rewe mit Green PPAs ihre Stromversorgung auf Erneuerbare umstellen. Während die Politik den Ökostromausbau lange verschleppt hat, verleiht die Wirtschaft der Klimawende mit ihrer Nachfrage und ihrer Finanzierungsbereitschaft so neuen Schwung.
Kalkulierbare Preise, sichere Versorgung: Immer mehr Konzerne setzen auf PPA
„Den Unternehmen ist klar, dass die Umstellung auf Ökostrom den größten Hebel auf dem Weg zur Klimaneutralität darstellt“, sagt Robert Werner, Geschäftsführer des Hamburg Instituts. Sein Unternehmen berät bei der Einführung klimaneutraler Technologien und forscht zugleich in diesem Bereich.
In vielen Unternehmen entstehen die meisten CO2-Emissionen im Strom- und Wärmebereich. Auch am Frankfurter Flughafen, sofern man die Emissionen der Flugzeuge außer Acht lässt. Bevor die Pandemie den Luftverkehr ausbremste, fertigte der Flughafen rund 70 Millionen Passagiere im Jahr ab – Rang vier in Europa, Rang 15 weltweit. Wirtschaftlich beeindruckend, aber klimatechnisch problematisch. Der Flughafen mit seiner Fläche von 25 Quadratkilometern ist täglich 24 Stunden in Betrieb. An direkten Emissionen etwa aus der Verbrennung von Heizöl und Kraftstoffen fielen im vergangenen Jahr 21.900 Tonnen CO2 an, 2019 waren es sogar 37.100 Tonnen.