Montage eines Windparks der Energiebehörde Rosatom: Russland unternimmt zaghafte Schritte zum Aufbau einer Windindustrie.
Von Artur Lebedew
Es ist ein Ritual, das sich jährlich wiederholt: Während die Russen auf ihren Datschas den Sommer genießen, brennen im Hinterland die Wälder. An einem einzigen Tag im August zählte die Forstschutzbehörde landesweit 252 Brände auf einer Gesamtfläche so groß wie die Schweiz. Anderswo im Land fluten Wassermassen ganze Küstengebiete.
Viele haben sich an die Schreckensbilder im Fernsehen gewöhnt. Doch sind sie irritiert von den Kommentaren, die der Kreml neuerdings aussendet. „Die Zerstörungen zeigen, wie wichtig es für uns ist, sich intensiv und systematisch mit Klima- und Umweltfragen auseinanderzusetzen“, sagte Russlands Präsident Wladimir Putin in einer TV-Sendung. Immer öfter thematisiert seine Regierung die Dringlichkeit, den CO2-Ausstoß zu senken und Schutzmaßnahmen anzupacken.
Putin, der Klimapräsident? Kaum ein Land auf der Welt ist derart abhängig von Öl- und Gas wie Russland. Fast die Hälfte der Staatseinnahmen ist an konventionelle Energieträger gekoppelt. Will sich Russland ernsthaft dem Klimaschutz verschreiben, kommt es nicht umhin, über Öl und Gas nachzudenken. Wie ernst meint es Moskau wirklich?