So könnte ein schwimmender Windpark mit Doppelrotoren aussehen: Visualisierung des Nezzy2-Konzepts.
Von Daniel Hautmann
Nessie ist ein Mythos. Das Seeungeheuer aus Loch Ness fasziniert die Menschen, auch wenn nur ein paar fragwürdige Aufnahmen von ihm existieren. Nun aber hat sich tatsächlich eine geheimnisvolle Kreatur aus den Fluten erhoben. Nicht in den schottischen Highlands, sondern in der norddeutschen Tiefebene. Nezzy2 – ausgesprochen „Nezzy Square“ – ist ein Fundament für schwimmende Windkraftanlagen. Und zwar ein ungeheuerliches. Denn die Erfindung der Rendsburger Firma Aerodyn stellt das Bekannte auf den Kopf. „Die Anlage unterscheidet sich definitiv von allen anderen Konzepten“, sagt Mareike Leimeister, Expertin für schwimmende Windkraftanlagen beim Fraunhofer-Institut für Windenergiesysteme IWES in Bremerhaven.
Das Auffälligste an dem Entwurf ist, dass es sich um eine Doppelturbine handelt. Wie ein großes V ragen die beiden aerodynamisch geformten Stahltürme in den Himmel. Jeder von ihnen trägt eine Maschinengondel mit Turbinen, die aufeinander zu rotieren, ähnlich wie in einem Küchenmixer. „Würden sie gleich rotieren, wären die Begegnungsgeschwindigkeiten an den Blattspitzen extrem hoch. Das Risiko wollten wir nicht eingehen“, sagt Aerodyn-Chef Sönke Siegfriedsen im Gespräch mit EnergieWinde. „Zudem haben wir so eine ausgeglichene Lastverteilung der Drehmomente.“
Das Konstrukt ist extrem leicht. Eiserne Anker halten es im Meeresboden fest
Um das Gewicht so gering wie möglich zu halten, haben sich die Ingenieure etwas Besonderes einfallen lassen: Kunststoffseile stabilisieren die Anlage und leiten die Lasten direkt über den Schwimmkörper an der windzugewandten Seite zu sechs Leinen weiter, die das Konstrukt an eisernen Ankern festhalten. „Die Seile entlasten den Turm. So kann dieser leichter gebaut werden und wir haben weniger Biegemomente“, sagt Siegfriedsen.