Ein Leben für die Windenergie: Randy Tinkerman in seiner Wahlheimat Bremen.
Von Daniel Hautmann
Bremen, dachte der Amerikaner Randall „Randy“ Tinkerman in den 2000er-Jahren, entwickelt sich zur Hauptstadt der Offshore-Windenergie. Also zog er nach Bremen, mitten ins „Viertel“, den lebhaften Multikulti-Stadtteil. „Das mit der Hauptstadt hat nicht geklappt“, lacht der heute 72-Jährige im typisch deutsch-amerikanischen Slang ins Telefon. Bremen ist er trotzdem treu geblieben. Genauso wie seinem Herzensprojekt, der Windenergie.
Dass Tinkerman zu einem Pionier der Branche wurde, war ihm womöglich in die Wiege gelegt. Geboren wurde er in Chicago, jener Stadt mit dem Beinamen „The windy City“ im Norden der USA. Aufgewachsen ist er in Upstate New York, einer ländlichen Gegend, bekannt durch das legendäre Städtchen Woodstock. Einen Teil der Jugend verbrachte er bei einer Familie, deren Vater ein Mohawk-Indianer war. Dessen ganzheitliche Weltsicht prägt ihn bis heute. Bescheidenheit, Naturverbundenheit und ein rücksichtsvoller Umgang mit Mensch und Umwelt sind ihm wichtig.
Während die Schule nie seine Welt war, fand er in der Musik eine Heimat. Er spielte Schlagzeug in mehreren Bands. Damals war er in der Anti-Atomkraft-Bewegung aktiv. „Mir war immer klar, dass wir für guten Sound Strom brauchen. Aber auch, dass es sauberer Strom sein muss.“ Also fing Randy an, gemeinsam mit anderen Bands Festivals zu organisieren und Geld für den Kampf gegen die Kernkraft zu sammeln.
1973 trifft Tinkerman den Vater der Windkraft in den USA. Er wird sein Mentor
In die Welt der erneuerbaren Energien wehte ihn 1973 eine Schicksalsbegegnung. Bei einem Vortrag lernte er William „Bill“ Heronemus kennen. Der galt schon damals als der Vater der US-Windkraft. Er lehrte an der Universität von Massachusetts und kämpfte vehement für die Erneuerbaren. Öl, Gas und Atomkraft dürften nicht die Lösung sein, glaubte Heronemus, der als Kapitän selbst an Atom-U-Booten gearbeitet hatte. „Ihm war klar, dass die Kernenergie zu teuer sein wird“, sagt Tinkerman.
Heronemus wurde zu einer Art Mentor für Tinkerman. Er war zwar nur ein Jahr an der Uni eingeschrieben, verbrachte aber zahlreiche feuchtfröhliche Abende mit ihm. Tinkerman sog all das Windwissen auf: „Professor Heronemus hat mich extrem beeinflusst und auf den Windpfad gebracht. Ich war wohl schlau genug, ein guter Ingenieur zu werden, ohne jemals studiert zu haben.“
Mitte der Siebziger legte Tinkerman dann selbst Hand an und half eine kleine Anlage in Woodstock zu bauen. „Ich wusste, dass die Windkraft die Energiequelle der Zukunft ist“, sagt Tinkerman. Später zog er nach Kalifornien, wo in den frühen Achtzigern auf dem Altamont-Pass die ersten Turbinen entstanden.