Hans-Josef Fell ist einer der Architekten der Energiewende in Deutschland. Gemeinsam mit dem SPD-Politiker Hermann Scheer verfasste der Grünen-Politiker im Jahr 2000 den Entwurf des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG), das den Umbau der Stromversorgung in Deutschland eingeläutet hat. Auch nach seinem Ausscheiden aus dem Bundestag 2013 kämpft Fell weiter für eine Welt, die sich komplett nachhaltig versorgt. Im Gespräch mit EnergieWinde erklärt der 66-Jährige, wie dieses Ziel erreicht werden kann, warum die Energiewende in Deutschland ins Stocken geraten ist und weshalb er mit dem jüngsten Beschluss zum Kohleausstieg hadert.
Herr Fell, Sie haben mit dem Entwurf des EEG im Jahr 2000 den Startschuss für die Energiewende gegeben. Sind Sie schuld daran, dass sich die Strompreise seither verdoppelt haben?
Hans-Josef Fell: Nein, an der Preissteigerung für Haushaltskunden sind Gabriel, Rösler, Altmaier und andere schuld, die es nicht geschafft haben, einen Weg zu finden, um die enorm gesunkenen Ökostrompreise an Privatverbraucher weiterzugeben. Betrachtet man alle Kundengruppen zusammen, also auch die Industrie, sind die Strompreise ja im Übrigen sogar gesunken. Erneuerbare Energien sind heute die mit Abstand kostengünstigste Form der Stromerzeugung, da kann kein anderer Energieträger mithalten.
Trotzdem hat der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) jüngst wieder vor steigenden Preisen im Zuge des Kohleausstiegs gewarnt.
Fell: Das ist völliger Unsinn, den der BDI und andere Lobbyverbände der Kohle- und Gasindustrie verbreiten. Sie versuchen mit dieser Panikmache, alte Industrien zu schützen, obwohl sie dem Klima schaden. Dabei ist das Gegenteil richtig: Mit Ökostrom sinken die Energiepreise – das hat kürzlich auch eine von der EU-Kommission veröffentlichte Studie wieder gezeigt. Wenn es günstiger werden soll, müssen wir raus aus der Kohle und auch raus aus dem Gas.