Opfer von Zyklon „Idai“: Der CO2-Ausstoß von Mosambik beträgt nur einen Bruchteil des deutschen Emissionen.
Zyklone „Idai“ und „Kenneth“ in Mosambik
- 03.05.2019
Schutzlos gegen den Klimawandel
Von Volker Kühn
Zyklone sind im südostafrikanischen Mosambik nichts Ungewöhnliches, immer wieder ziehen sie um diese Jahreszeit über das Land hinweg. Eine Folge des Klimawandels sehen Forscher darin nicht – weder im Zyklon „Idai“, der im März tagelang über Mosambik, Simbabwe und Malawi tobte, noch in „Kenneth“, der Ende April Mosambik traf. Auch die Zahl der Wirbelstürme in Südostafrika habe sich nicht erhöht.
Und dennoch stehen die Zerstörungen, die Überflutung ganzer Landstriche und die Hunderte von Todesopfern in Zusammenhang mit dem Klimawandel. Denn durch die Erderwärmung entfalten die Stürme mehr Kraft und verursachen größere Schäden – schon deshalb, weil höhere Temperaturen schlicht mehr Energie in der Atmosphäre bedeuten. Da zudem die Meeresspiegel steigen, treffen die Zyklone mit größerer Wucht auf die Küsten; Sturmfluten und Überschwemmungen fallen heftiger aus.
Mit Mosambik haben „Idai“ und „Kenneth“ dabei ein Land getroffen, dessen Bewohner in der Vergangenheit kaum zum Treibhauseffekt beigetragen haben. Der Pro-Kopf-Ausstoß an CO2 lag laut dem Global Carbon Atlas 2017 bei durchschnittlich 0,33 Tonnen. Zum Vergleich: In Deutschland waren es 9,73 Tonnen, in den USA sogar 16,24 Tonnen.
Doch während Mosambiks Anteil am Klimawandel gering ist, treffen die Folgen das Land umso härter. Die Organisation Germanwatch stufte Mosambik 2017 auf Rang 28 der weltweit am stärksten vom Klimawandel bedrohten Nationen ein. 2015 hatte das Land die Liste sogar angeführt.
Doch während sich die industrialisierten Länder, die Hauptverursacher des Erderwärmung, vergleichsweise gut gegen die Klimagefahren wappnen können, fehlen Mosambik die finanziellen Mittel dazu. Das Land ist eines der ärmsten der Welt, im Entwicklungsindex der Vereinten Nationen belegt es Rang 180 von 189 Staaten. Helfer beklagen zudem, dass die internationale Solidarität nach den jüngsten Katastrophen zu wünschen übrig lasse, das Spendenaufkommen genüge bei Weitem nicht.
Täter hier, Opfer dort – ganz so simpel ist die Realität allerdings nicht. Zwar ist der CO2-Fußabdruck der Mosambikaner weitaus kleiner als in den meisten anderen Regionen der Welt. Doch das Land bemüht sich zunehmend, seine gewaltigen Kohle- und Gasvorkommen auszubeuten. „Ein reines Opfer sind wir nicht mehr“, befand deshalb der mosambikanische Umweltschützer Samuel Mondlane im „Deutschlandfunk“. Statt auf fossile Energieträger zu setzen, sollte das Land sein Potenzial in der Wind- und Sonnenenergie nutzen, meint er. „Wir können doch nicht – nur weil wir arm sind – einem Entwicklungsweg folgen, der genau diese Klimakrise ausgelöst hat.“