Biden als Marionette von Manchin: Protest eines Klimaaktivisten vor dem Kapitol Mitte Oktober.
Von Jasmin Lörchner
Die US-Regierung schaltet in der Energiewende einen Gang hoch. Vor wenigen Tagen verkündete US-Innenministerin Deb Haaland auf einem Branchentreffen der Windindustrie den Plan, Offshore-Windparks entlang der gesamten US-Küste zu bauen. Konkret nehme man die staatlichen Gewässer im Golf von Maine und vor den Bundesstaaten North Carolina und South Carolina in den Blick, außerdem den Golf von Mexiko und an der Pazifikküste vor Kalifornien und Oregon. Geht es nach der Regierung, sollen schon 2025 die ersten Abschnitte an Projektentwickler verpachtet werden.
Die Ankündigung ist Teil des ambitionierten Klimaschutz-Programms von US-Präsident Joe Biden. Es sieht vor, den Treibhausgasausstoß bis 2030 zu halbieren. Dafür, so kündigte Biden im März an, soll die Offshore-Windenergie bis 2030 auf 30 Gigawatt ausgebaut werden.
Amerikas Offshore-Windenergie steckt in den Kinderschuhen. Das soll sich ändern
Aktuell sind nur zwei kleine Offshore-Windparks in den USA am Netz: Block Island vor dem Bundesstaat Rhode Island mit einer Kapazität von 30 Megawatt und Coastal Virginia mit zwölf Megawatt. Doch im Mai genehmigte die Regierung die Pläne für das 800-Megawatt-Projekt Vineyard Winds, das vor Martha’s Vineyard entstehen soll, einer Insel, die zu Massachusetts gehört. Die bis zu 84 Turbinen werden von einem Joint Venture aus Copenhagen Infrastructure Partners und der Iberdrola-Tochter Avangrid für 2,5 Milliarden Euro entwickelt.
„Amerikas Offshore-Wind-Ressourcen zu nutzen, wird Zehntausende hochqualifizierte Jobs schaffen, Küstenregionen revitalisieren und große Mengen verlässlicher, sauberer Energie liefern“, lobte Heather Zichal, Chefin der Industrieorganisation American Clean Power Association.
Energieexperte Mark Z. Jacobson äußerte sich gegenüber EnergieWinde jedoch zurückhaltender: „30 Gigawatt Offshore-Wind bis 2030 sind ein toller Start, aber wir brauchen 130 Gigawatt bis 2030, um beim US-Emissions-Problem voranzukommen“. Um das zu erreichen, sieht Jacobson das größte Potenzial in schwimmenden Windrädern. „Momentan macht die Installation den Großteil der Kosten aus, und die lassen sich durch Floating-Offshore-Windparks signifikant senken. Die Prognose ist, dass die Kosten bis 2024 bei neun Cent pro Kilowattstunde liegen“, so Jacobson.
Die Demokraten haben eine hauchdünne Mehrheit. Doch ein Senator schert aus
Die Pläne stehen allerdings vor mehr als nur einem Hindernis. Denn die Finanzierung muss vom Senat gebilligt werden – und dort hakt es. Die Demokraten sind auf ihre hauchdünne Mehrheit angewiesen, doch der demokratische Senator Joe Manchin verweigert seine Stimme ausgerechnet dem Kern von Bidens Klimaschutzpaket, dem 150 Milliarden Dollar teuren Clean Electricity Program. Es sieht vor, mit einer Mischung aus staatlichen Subventionen und Strafzahlungen jährlich vier Prozent der Kohle- und Gaskraftwerke abzuschalten und mit Wind-, Solar- oder Nuklearenergie zu ersetzen. Prognosen zufolge könnten die USA auf diese Weise schon am Ende des Jahrzehnts 80 Prozent ihrer Energie aus diesen drei Energieträgern beziehen.